Weltwirtschaftsforum: Optimismus wieder hergestellt?
Vorsichtiger Optimismus und
Glaube an die Technik, nicht politische Entschlossenheit im Kampf gegen
Ungleichheit und Arbeitslosigkeit, waren die Hauptbotschaften, mit denen das
Weltwirtschaftsforum in Davos zu Ende ging. Zwar gab es angesichts der in der
letzten Woche erneut einbrechenden Währungen vieler Schwellenländer auch
Warnungen vor einer erhöhten Volatilität auf den Finanzmärkten. Doch die
meisten Statements klangen eher so, als sei das Ärgste inzwischen vorüber, und
nicht so, als stünde die nächste Finanzkrise kurz bevor. Und geradezu hohl
nimmt sich die Ankündigung aus, die Agenda des Jahres 2014 bestünde darin, die
Reform des internationalen Finanzsystems zu vollenden – ist doch inzwischen
allzu offenkundig, dass die meisten dieser Reformen, wenn überhaupt, nur in
verwässerter Form umgesetzt oder gar ganz aufgegeben wurden.
Die
Rückkehr eines „vorsichtigen Optimismus“, so das Motto einer Abschlussrunde
über die weltwirtschaftlichen Aussichten, in das Denken der selbsternannten
globalen Elite verdankt sich vor allem verbesserten Wachstumsprognosen für die
alten Industrieländer (USA, Japan, EU), angesichts derer das abnehmende
Wachstum in den Schwellenländern fast schon ein Anlass zur Schadenfreude ist.
Jedenfalls waren so viele Fingerzeige auf die tatsächlichen oder vermeintlichen
Politikfehler und den Bedarf an „strukturellen Reformen“ in den
Schwellenländern schon lange nicht mehr zu sehen.
Zwar
war die Sorge um die wachsende Ungleichheit eine unübersehbare Unterströmung in
den Debatten. Der Generaldirektor der ILO, Guy Ryder, meinte sogar, die
Arbeitslosigkeit sei der „Gorilla in den Räumen“ von Davos. Dass diese „globale
Elite“ die Lösung der globalen Probleme jedoch vom technologischen Fortschritt erhofft,
ist mehr als bezeichnend. Die so erzeugten Produktivitätsgewinne sollten in
Bildung, Kommunikation und Inklusion investiert werden, meinte die Chefin von
Yahoo, Marissa Mayer. Die Technologie schaffe „signifikante Gelegenheiten“, sekundierte
der Präsident des indischen Industriellenverbandes, Kris Gopapakrioshnan. Und
die Technologie könne „Teil der Lösung statt Teil des Problems“ sein, sagte
Judith Rodin, die Präsidentin der Rockefeller-Stiftung. Auch so viel
Technikoptimismus war selten mehr zu hören in Davos.
Nur
zu oft freilich sind die hoffnungsfrohen Botschaften derartiger Treffen schon
nach kurzer Zeit Makulatur. Und so könnte es sich auch schon diese Woche, wenn
die US-amerikanische FED über die Fortsetzung ihres „Taperings“ befindet,
erweisen, dass die neue Währungsvolatilität – von Argentinien bis zur Türkei,
von Südafrika bis nach Brasilien – nicht nur ein Vorschmack, sondern der
Auftakt zu einer neuen Finanzkrise ist. Und niemand sollte denken, dies habe
keine Rückwirkungen auf die alten Industrieländer, deren neuer Optimismus dann
zu einer vorübergehenden Episode würde.
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