27. Januar 2014

Weltwirtschaftsforum: Optimismus wieder hergestellt?

Vorsichtiger Optimismus und Glaube an die Technik, nicht politische Entschlossenheit im Kampf gegen Ungleichheit und Arbeitslosigkeit, waren die Hauptbotschaften, mit denen das Weltwirtschaftsforum in Davos zu Ende ging. Zwar gab es angesichts der in der letzten Woche erneut einbrechenden Währungen vieler Schwellenländer auch Warnungen vor einer erhöhten Volatilität auf den Finanzmärkten. Doch die meisten Statements klangen eher so, als sei das Ärgste inzwischen vorüber, und nicht so, als stünde die nächste Finanzkrise kurz bevor. Und geradezu hohl nimmt sich die Ankündigung aus, die Agenda des Jahres 2014 bestünde darin, die Reform des internationalen Finanzsystems zu vollenden – ist doch inzwischen allzu offenkundig, dass die meisten dieser Reformen, wenn überhaupt, nur in verwässerter Form umgesetzt oder gar ganz aufgegeben wurden.


Die Rückkehr eines „vorsichtigen Optimismus“, so das Motto einer Abschlussrunde über die weltwirtschaftlichen Aussichten, in das Denken der selbsternannten globalen Elite verdankt sich vor allem verbesserten Wachstumsprognosen für die alten Industrieländer (USA, Japan, EU), angesichts derer das abnehmende Wachstum in den Schwellenländern fast schon ein Anlass zur Schadenfreude ist. Jedenfalls waren so viele Fingerzeige auf die tatsächlichen oder vermeintlichen Politikfehler und den Bedarf an „strukturellen Reformen“ in den Schwellenländern schon lange nicht mehr zu sehen.

Zwar war die Sorge um die wachsende Ungleichheit eine unübersehbare Unterströmung in den Debatten. Der Generaldirektor der ILO, Guy Ryder, meinte sogar, die Arbeitslosigkeit sei der „Gorilla in den Räumen“ von Davos. Dass diese „globale Elite“ die Lösung der globalen Probleme jedoch vom technologischen Fortschritt erhofft, ist mehr als bezeichnend. Die so erzeugten Produktivitätsgewinne sollten in Bildung, Kommunikation und Inklusion investiert werden, meinte die Chefin von Yahoo, Marissa Mayer. Die Technologie schaffe „signifikante Gelegenheiten“, sekundierte der Präsident des indischen Industriellenverbandes, Kris Gopapakrioshnan. Und die Technologie könne „Teil der Lösung statt Teil des Problems“ sein, sagte Judith Rodin, die Präsidentin der Rockefeller-Stiftung. Auch so viel Technikoptimismus war selten mehr zu hören in Davos.

Nur zu oft freilich sind die hoffnungsfrohen Botschaften derartiger Treffen schon nach kurzer Zeit Makulatur. Und so könnte es sich auch schon diese Woche, wenn die US-amerikanische FED über die Fortsetzung ihres „Taperings“ befindet, erweisen, dass die neue Währungsvolatilität – von Argentinien bis zur Türkei, von Südafrika bis nach Brasilien – nicht nur ein Vorschmack, sondern der Auftakt zu einer neuen Finanzkrise ist. Und niemand sollte denken, dies habe keine Rückwirkungen auf die alten Industrieländer, deren neuer Optimismus dann zu einer vorübergehenden Episode würde.

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