10. Januar 2014

Hormonfleisch-Freigabe unter TTIP?

Anlässlich der Vorstellung des Fleischatlas 2014 haben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Heinrich-Böll-Stiftung vor einer möglichen Einfuhr hormonbehandelten Fleisches aus den USA infolge des zwischen den USA und der EU geplanten Freihandelsabkommens TTIP („Transatlantic Trade and Investment Partnership“). Es müsse verhindert werden, dass die relativ hohen Lebensmittelstandards der EU zur Disposition gestellt werden.

Die Europäische Kommission dementierte zwar umgehend und lies erklären, dass die Abschaffung des Hormonfleisch-Verbots unter TTIP nicht verhandelbar sei. Ganz unschuldig am Aufkommen von derlei Befürchtungen ist sie jedoch nicht – führt sie die Verhandlungen doch so intransparent, dass Einzelelemente der Agenda immer nur scheibchenweise ans Tageslicht kommen, wenn überhaupt.


Der neue Fleischatlas wartet mit aktualisierten Zahlen zum weltweiten Geschäft mit der Fleischproduktion auf. So dürften bis Mitte dieses Jahrhunderts weltweit jährlich fast 470 Mio. t Fleisch – 150 Mio. t mehr als heute – produziert werden. Damit geht ein drastisch wachsender Flächenverbrauch für Futtermittel einher: Allein der Bedarf an Sojafuttermitteln zur Mästung der Schlachttiere würde von derzeit 260 Mio. auf über 500 Mio. t pro Jahr steigen. Der größte Anstieg der Fleischproduktion finde in den asiatischen Schwellenländern statt. „Hier wird nach westlichem Vorbild zunehmend unter hochindustrialisierten Bedingungen Fleisch erzeugt, mit all den unerwünschten Nebeneffekten wie Lebensmittelskandalen, Antibiotikamissbrauch, Nitratbelastungen und Hormoneinsatz", so Böll-Vorstandsmitglied Barbara Unmüßig.

Schon heute wandert allein für die europäische Fleischproduktion Soja von umgerechnet 16 Mio. ha Land in die Tröge. Weltweit werden inzwischen 70 % aller Agrarflächen von der Tierfütterung beansprucht. Die Folgen sind fatal, wertvolle Regenwälder gehen verloren, Böden und Gewässer werden mit Pestiziden belastet und die Preise für Grundnahrungsmittel steigen aufgrund knapper werdender Agrarflächen. Die großräumige Anwendung des Herbizids Glyphosat beim Gentech-Sojaanbau führt in Südamerika vermehrt zu massiven Gesundheitsschäden. Erfreulich sei aber, dass der Fleischkonsum in den Industrieländern seinen Höhepunkt erreicht habe. In Deutschland ist er im letzten Jahr durchschnittlich um mehr als zwei Kilogramm pro Einwohner zurückgegangen.

>>> Der Fleischatlas steht zum Download bereit unter: www.boell.de/fleischatlas

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