Schaulaufen gegen die Banken
Ein
neues Schaulaufen gegen die Finanzmärkte hat begonnen. Während die Bundesregierung
mit einem Gesetzentwurf zur besseren Regulierung des Hochfrequenzhandels
Handlungsfähigkeit demonstrieren will, wartete Peer Steinbrück kurz vor seiner
Kür zum SPD-Kanzlerkandidaten mit einem Papier zur Bändigung der Finanzmärkte auf. Unterdessen hat auf europäischer Ebene
die Liikanen-Gruppe ähnliche Ideen vorgelegt (>>> Report). Doch während der Gesetzentwurf
der Regierung für den Hochfrequenzhandel weder eine Geschwindigkeitsbegrenzung noch
wirksame Verbote vorsieht, stehen das Steinbrück-Papier wie die Liikanen-Vorschläge
unter Konsultationsvorbehalt.
Was
dies konkret bedeutet, lässt sich derzeit gut auf der europäischen Ebene beobachten.
So fordert die von EU-Kommissar Michel Barnier schon vor einem Jahr eingesetzte
Liikanen-Gruppe ähnlich wie Steinbrücks „Neuanlauf zur Bändigung der
Finanzmärkte“ bei den Banken die Abtrennung riskanter Geschäfte und des
Eigenhandels vom normalen Einlagengeschäft. Noch bevor der Bericht jedoch
offiziell vorgestellt wurde, war schon bekannt geworden, dass aus der ursprünglichen
Überlegung, von den Banken dieses „Ringfencing“ zu verlangen, sobald die riskanten
Handelsoperationen 5% der gesamten Bilanzsumme überschreiten, nichts wird.
Inzwischen ist diese Schwelle auf 15-25% angehoben worden. Und kommt das
Trennbankenmodell nach dem Bericht nur für Großbanken in Frage, bei denen der Eigenhandel
sich auf mindestens 100 Mrd. € beläuft.
Hinzu
kommt: Bevor auch nur einer der Liikanen-Vorschläge in Gesetzesform gegossen
werden kann (neben der Trennung des Bankengeschäfts wird u.a. die Auszahlung
von Banker-Boni in Form von Schuldtiteln, etwa Anleihen, statt in Aktien oder
Barmitteln vorgeschlagen), ist ein weitreichender Konsultationsprozess vorgesehen,
der auf ein Jahr angelegt ist. Dies öffnet nicht zuletzt der Bankenlobby, wie
bei anderen Gesetzgebungsverfahren auch, Tor und Tor für die Beeinflussung des Prozesses
mit dem Ziel, effektiven Regulierungsbestimmungen durch Verwässerung den Zahn zu
ziehen. Wenn schon ein offizieller Beratungsprozess in Brüssel vor solcherlei
Einflussnahme nicht gefeit ist, wie sehr muss man dann erst damit rechnen, dass
das Papier eines deutschen Kanzlerkandidaten, sofern es denn je das Stadium der
politischen Umsetzung erreicht, gnadenlos kleingekocht werden wird. Eine
Gallionsfigur der Finanzlobby, Josef Ackermann, hat Steinbrücks Konzept schon
einmal zugestimmt – „im Grundsatz“, versteht sich. An den Details muss noch
gearbeitet werden.
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