Debatte neu belebt: Ethanol contra Lebensmittel
Graziano
da Silva weist in einem Financial-Times-Artikel
von heute zusätzlich darauf hin, dass in den USA trotz der beträchtlichen
Ernteschäden rund 40% ihrer Maisproduktion in die
Herstellung von Ethanol gehen und damit als Nahrungsmittel nicht mehr zur Verfügung
stehen. „Eine sofortige, zeitlich befristete Aussetzung des Ethanolmandats (des
US-Kongresses; RF) würde den Märkten Luft verschaffen und könnte einen höheren
Anteil der Ernte für Nahrungs- und Futtermittel bereitstellen.“
Graziano
da Silvas Intervention ist willkommen, da sie eine Debatte neu belebt, die
schon anlässlich der Preissprünge 2008/09 und 2011 geführt wurde, aber ohne
dass sich Wesentliches änderte. Sie dürfte nicht zuletzt die Agrarlobby in den
USA weiter spalten, wo die Anbauer von Getreide von steigenden
Nahrungsmittelpreisen profitieren, während Viehzüchter höhere Input-Kosten
hinnehmen müssen, was mit Blick auf die kommenden Präsidentschaftswahlen nicht
ganz unwichtig ist. Autofans weisen jedoch darauf hin, dass sich die
Benzinpreise durch den höheren Ethanolanteil verbilligt haben.
Graziano
da Silva hat allerdings ein Glaubwürdigkeitsproblem, da er als Brasilianer
mehrfach – zuletzt bei seinem Amtsantritt am 1.1.2012 – die These von der „guten“
und der „schlechten“ Ethanolproduktion vertreten hat. Diese behauptet, dass die
Herstellung von Ethanol aus Zuckerrohr in Brasilien nicht auf Kosten der
Nahrungsmittelproduktion gehe. Das stimmt jedoch nur teilweise: Auch die
Zuckerrohrexpansion hat ihre Probleme; sie verdrängt die Viehwirtschaft weiter
in den Norden – und damit in den Regenwald – und verstärkt die
Monokulturisierung (>>>Agrartreibstoffe: Keine bedingungslose Kampfansage).
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