Spekulation: Verzagte Banken?
Einige Banken in Europa beginnen vor dem Hintergrund wachsender
öffentlicher Kritik mit dem Rückzug aus der Spekulation mit Rohstoffen und
Lebensmitteln, während in den USA gerade eine neue Spekulationswelle mit
Lebensmitteln beginnt (>>> Vor einer neuen Nahrungsmittel-Krise … und am Beginn einer neuen Spekulationswelle?).
Die Commerzbank hat alle Agrarprodukte aus ihrem Rohstoff-Fonds ComStage ETF genommen und
beabsichtigt auch keine neuen börsennotierten Anlageprodukte auf Basis von
Grundnahrungsmitteln mehr aufzulegen. Die Entscheidung ist aus vorsorglichen
Gründen erfolgt, erklärte die Commerzbank. Auch die DekaBank der Sparkassen und
die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sowie die Österreichische Volkbanken AG
und die Raiffeisen Centrobank hatten angekündigt, künftig auf die Spekulation
mit Agrarrohstoffen zu verzichten.
Beim Commerzbank-Fonds wurde die Umbildung zum 30. Juli 2012 bereits
vollzogen. Andere Banken sind bislang über vage Absichtserklärungen nicht
hinaus gekommen – allen voran die Deutsche Bank als größtes Investmenthaus in
Europa. Denn während ihre Gremien angeblich seit Monaten das Geschäftsfeld Nahrungsmittelspekulation
überprüfen, treiben ihre Produkte weiterhin Menschen in Armut und Hunger. Unter
der neuen Spitze Jain/Fitschen scheint der Überprüfung jede Ernsthaftigkeit
verloren gegangen zu sein. Deshalb ist es irreführend, wie die Financial Times bereits von einem der „seltenen
Siege“ von Kampagnen zu sprechen. Korrekter wäre die Rede von einem Teilerfolg.
Nach der Veröffentlichung des foodwatch-Reports „Die Hungermacher“ im
Oktober 2011 (>>> Deutsche Bank& Co verschärfen den Hunger) hatte der damalige Vorstandschef der
Deutschen Bank, Josef Ackermann, eine schnelle Prüfung zugesagt. Die
angekündigten Termine für die Vorlage eines Berichts über die Auswirkungen
spekulativer Rohstoff-Anlagen sowie die Entscheidung über mögliche Konsequenzen
wurden jedoch immer wieder vertagt – zuletzt hatte Ackermann den Bericht für
Ende 2012 in Aussicht gestellt. Seine Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen
bestätigten diesen Zeitplan bislang nicht; eine foodwatch-Anfrage direkt nach
ihrem Amtsantritt ließen die Manager unbeantwortet.
Die Deutsche Bank ist der größte Aufleger von Rohstoff-ETFs und
vergleichbaren Produkten, mit denen auf Getreide, Mais, Soja und andere
Nahrungsmittel gewettet wird. Ihr Gesamtwert wird auf mindestens 1 Mrd. Dollar
geschätzt, den große institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, aber auch
zahlreiche Kleinanleger halten.
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