15. August 2012

Spekulation: Verzagte Banken?

Einige Banken in Europa beginnen vor dem Hintergrund wachsender öffentlicher Kritik mit dem Rückzug aus der Spekulation mit Rohstoffen und Lebensmitteln, während in den USA gerade eine neue Spekulationswelle mit Lebensmitteln beginnt (>>> Vor einer neuen Nahrungsmittel-Krise … und am Beginn einer neuen Spekulationswelle?). Die Commerzbank hat alle Agrarprodukte aus ihrem Rohstoff-Fonds ComStage ETF genommen und beabsichtigt auch keine neuen börsennotierten Anlageprodukte auf Basis von Grundnahrungsmitteln mehr aufzulegen. Die Entscheidung ist aus vorsorglichen Gründen erfolgt, erklärte die Commerzbank. Auch die DekaBank der Sparkassen und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sowie die Österreichische Volkbanken AG und die Raiffeisen Centrobank hatten angekündigt, künftig auf die Spekulation mit Agrarrohstoffen zu verzichten.

Beim Commerzbank-Fonds wurde die Umbildung zum 30. Juli 2012 bereits vollzogen. Andere Banken sind bislang über vage Absichtserklärungen nicht hinaus gekommen – allen voran die Deutsche Bank als größtes Investmenthaus in Europa. Denn während ihre Gremien angeblich seit Monaten das Geschäftsfeld Nahrungsmittelspekulation überprüfen, treiben ihre Produkte weiterhin Menschen in Armut und Hunger. Unter der neuen Spitze Jain/Fitschen scheint der Überprüfung jede Ernsthaftigkeit verloren gegangen zu sein. Deshalb ist es irreführend, wie die Financial Times bereits von einem der „seltenen Siege“ von Kampagnen zu sprechen. Korrekter wäre die Rede von einem Teilerfolg.

Nach der Veröffentlichung des foodwatch-Reports „Die Hungermacher“ im Oktober 2011 (>>> Deutsche Bank& Co verschärfen den Hunger) hatte der damalige Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, eine schnelle Prüfung zugesagt. Die angekündigten Termine für die Vorlage eines Berichts über die Auswirkungen spekulativer Rohstoff-Anlagen sowie die Entscheidung über mögliche Konsequenzen wurden jedoch immer wieder vertagt – zuletzt hatte Ackermann den Bericht für Ende 2012 in Aussicht gestellt. Seine Nachfolger Anshu Jain und Jürgen Fitschen bestätigten diesen Zeitplan bislang nicht; eine foodwatch-Anfrage direkt nach ihrem Amtsantritt ließen die Manager unbeantwortet.

Die Deutsche Bank ist der größte Aufleger von Rohstoff-ETFs und vergleichbaren Produkten, mit denen auf Getreide, Mais, Soja und andere Nahrungsmittel gewettet wird. Ihr Gesamtwert wird auf mindestens 1 Mrd. Dollar geschätzt, den große institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, aber auch zahlreiche Kleinanleger halten.

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