Deutschland profitiert von Griechenland-Krise
Die
Woge des Griechenland-Bashings, die derzeit über uns hinweg schwappt, kann
nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Wirklichkeit Deutschland ist, das den
Nutzen des aktuellen Krisenmanagements einheimst und nicht Griechenland. Das
hat gestern Suleika Reiners vom World Future Council in Hamburg in einem Leserbrief an die Financial Times
klargestellt. Bislang hat es keinerlei Geschenke Deutschlands an Athen gegeben,
sondern lediglich Garantien und einen Kredit von 15,2 Mrd. €.
>>> Zum Thema auch: Europäische Union oder Eurozone?
Bis
jetzt hat Deutschland aus dem Griechenland-Geschäft nur Gewinn gezogen, so
Reiners. Bis Ende 2011 wurden beispielsweise 380 Mio. € Zinsen aus dem Kredit
an Griechenland einkassiert. Auch aus dem Anstieg der Exporte im Gefolge des
fallenden Euros hat Deutschland Nutzen gezogen. Das Institut für Makroökonomie
und Konjunkturforschung (IMK) bei der Böckler-Stiftung schätzt die diesbezüglichen
Extragewinne auf rund 50 Mrd. €.
Schließlich
spart Deutschland eine Menge Geld durch die niedrigen Zinsen auf seine eigenen
Kredite, d.h. die Ausgabe von Staatsanleihen zu Null- oder sogar Negativzinsen.
Nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft belaufen sich diese
Einsparungen inzwischen auf 68 Mrd. €. „Es ist somit nicht Deutschland, das für
Griechenland zahlt. Es ist Griechenland, das Deutschland nutzt“, so Reiners.
Die Frage ist nur, weshalb sich das Märchen von den deutschen Zahlmeistern in
der Griechenland-Krise so hartnäckig hält. Aber den Deutschen hat ja die
einschlägige Sammlung der Gebrüder schon immer gut gefallen.
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