25. Februar 2010

Tut sich was beim IWF?

Tut sich was beim Internationalen Währungsfonds? Gestern gab sein Geschäftsführender Direktor, Dominique Strauss-Kahn, bekannt, dass er Zhu Min, den Stellvertretenden Gouverneur der chinesischen Zentralbank, zu seinem Sonderberater ernennen wird. Die Ankündigung wird allgemein als Zeichen für den wachsenden chinesischen Anspruch gewertet, in den Bretton-Woods-Institutionen und bei ökonomischen Global-Governance-Fragen stärker mitzureden. Schon 2008 war ein anderer Chinese, Justin Lin, zum Chefökonomen der Weltbank aufgestiegen.

Zhu Min, der sein neues Amt im Mai antreten wird, ist nicht irgendwer, sondern der prominenteste Finanzexperte der Volksrepublik China. Auf dem Weltwirtschaftsforum machte er Schlagzeilen, als er darauf hinwies, das wichtigste Problem der Weltwirtschaft in diesem Jahr seien die massiven Spekulationen mit dem Dollar-Carry-Trade. Dabei werden Dollars zu dem derzeit niedrigen Zinssatz aufgenommen und in Währungen investiert, in denen die Rendite höher ist. Spannend wird werden, wie Strauss-Kahn und Zhu Min ihre unterschiedlichen Positionen zum Thema globale Ungleichgewichte lösen werden. Während Strauss-Kahn die Chinesen mehrfach zur Aufwertung aufforderte, legte Zhu Min dem staunenden Publikum in Davos dar, dass für die Chinesen angesichts ihrer rückläufigen Exporte einiges sogar für eine Abwertung spreche, worauf sie jedoch zum Wohle der Weltwirtschaft verzichteten.

Ein weiteres Zeichen für Veränderungen im IWF ist ein kürzlich von dem Chefökonomen des Fonds, Olivier Blanchard, und zwei weiteren Autoren veröffentlichtes Papier, in der Makropolitik der vergangenen Jahrzehnte schwere Fehler attestiert werden, so in Bezug auf die niedrigen Inflationsziele, die Vernachlässigung der Fiskalpolitik und die Deregulierung des Finanzsektors. Insbesondere der Vorschlag, das Inflationsziel nach oben zu korrigieren, bringt monetaristische Gralshüter wie den Chef der Deutschen Bundesbank, Axel Weber, zum Schäumen (>>> Der IWF spielt mit dem Feuer). Núria Molina von Brüsseler Netzwerk Schulden und Entwicklung (Eurodad) sieht das anders. In einem Beitrag für die nächste Ausgabe des Informationsbriefs Weltwirtschaft & Entwicklung begrüßt sie das Papier als Schritt in die richtige Richtung, bemängelt jedoch, dass die neuen Erkenntnisse auf die Kreditkonditionalität des Fonds bislang kaum durchschlagen. Erst wenn das einmal der Fall sein wird, könne man sagen, dass der Washington Consensus wirklich abgedankt hat (>>> Neuer makroökonomischer Ansatz beim IWF? Die Kritik des Chefökonomen).

Keine Kommentare: