21. Februar 2010

Thema der Woche: Die Griechenland-Krise

Selten stand ein Thema so eindeutig im Mittelpunkt wie die Griechenland-Krise in der letzten Woche. Der Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwicklung war darauf gut eingestellt, obwohl die Peripherie der Europäischen Union nicht gerade zu unseren traditionellen Kernthemen gehört. Aber das Thema schließt unmittelbar an unsere Berichterstattung zur Finanzkrise an und passt auch wegen der zunehmenden Asymmetrien zwischen der alten EU und ihrer europäischen Südflanke gut in unser Spektrum.

Als bewussten Kontrapunkt zu dem unerträglichen PIGS-Bashing (das ist die neue Abkürzung der Finanzmärkte für Portugal, Italien/Irland, Griechenland und Spanien) veröffentlichten wir zum Wochenbeginn einen viel gelesenen Artikel von Joachim Becker, der die Krisentendenzen in den Mittelmeerländern als Ausdruck der Leistungsbilanzungleichgewichte mit Deutschland interpretiert (>>> Nicht Griechenland, Deutschland ist das Problem).

In der W&E-Rubrik Links der Woche kamen dementsprechend in der letzten Woche eher Stimmen zu Wort, die quer zum Mainstream liegen. Während Sebastian Dullien von der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft schrieb, die Euroschwäche sei das Beste, was der deutschen Exportnation passieren könnte, will der Starökonom Nouriel Roubini („Dr. Doom“) die PIGS ausgerechnet mit Hilfe des IWF „das Fliegen lehren“. FTD-Kolumnist Lucas Zeise sieht eine zentrale Ursache für die gegenwärtigen Probleme im Geburtsfehler des Euro, bei dessen Einführung wirtschaftspolitische Souveränität ohne Not an die Finanzmärkte abgegeben worden war. Heiner Flassbeck von der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) warnt dagegen vor einem Auseinanderbrechen Europas, wenn es nicht gelingt, die innereuropäischen Ungleichgewichte auszugleichen, womit vor allem Deutschland am Zuge wäre.

In der W&E-Rubrik Materialien aus dem Herausgeber-Kreis kommt Elmar Altvater mit einem Beitrag zu Wort, der zeigt, wie vor allem deutsche Banken an der Staatsverschuldung im europäischen Mittelmeerraum profitieren. Unterdessen wächst der spekulative Druck auf dem Euro tatsächlich. Von den Finanzmärkten werden massive Leerverkäufe gemeldet, bei denen auf die Abwertung der europäischen Währung spekuliert wird. Die deutsche Bundesregierung ist daran nicht ganz unschuldig, hat sie diese Spekulationspraxis doch gerade erst wieder zugelassen.

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