Vertagt auf die Zeit nach dem nächsten Crash?
Verglichen mit all dem Bonus-Getöse, das vor allem die Europäer im Vorfeld veranstalteten, sind die Ergebnisse dieses G20-Finanzminister-Treffens wahrlich nicht mehr als Peanuts. Die Forderung nach einer Obergrenze für Managervergütungen scheiterte am Widerstand der USA und Großbritanniens. Stattdessen einigte man sich darauf, dass sich Bonuszahlungen an der langfristigen Geschäftsentwicklung der Banken orientieren sollen und in schlechten Zeiten auch zurückgefordert werden können. Wie das im Einzelnen aussehen soll – das wurde an das neue Financial Stability Board (FSB) delegiert. Unklar ist auch, wie im Detail die US-Forderung nach höheren Rücklagen und Puffern für Krisenzeiten umgesetzt werden soll. Und was genau das erneute Bekenntnis zur Stärkung der Stimme der Schwellen- und Entwicklungsländer bei IWF und Weltbank bedeutet, blieb ebenfalls offen.
Was soll man angesichts dieser mageren Ergebnisse von der Stellungnahme des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück halten, das Treffen in London sei ein „großer Erfolg“ gewesen? Die Frage beantwortet sich von selbst. Wenn das die Vorbereitung auf den Pittsburgh-Gipfel der G20 Ende dieses Monats gewesen sein soll, dann jedenfalls darf man von dieser Veranstaltung nicht viel erwarten. Alles spricht dafür, dass sich angesichts der ersten Anzeichen einer weltwirtschaftlichen Erholung jene Selbstzufriedenheit bei den maßgeblichen Akteuren breit macht, an der schon früher jeder Ansatz zur Schaffung einer Neuen Internationalen Finanzarchitektur gescheitert ist. Wer diesen Trend des „Zurück zum Business as usual“ noch aufhalten kann? Da muss wohl schon eine neue Blase kommen und platzen. Und wie Zeit-Online heute berichtet, wird der neue Crash in New York gerade vorbereitet. Jetzt rächt sich der Ansatz, der der Wiederankurbelung der Konjunktur Vorrang vor der gründlichen Umgestaltung des globalen Finanzsystems eingeräumt hat, statt beides beherzt und zugleich anzugehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen