Regulierung der Kapitalmärkte, aber wie?
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten halten jetzt schon länger an, als es bei ihrem Ausbruch in der letzten Juli-Woche den Anschein hatte. Selbst kritische Zeitgenossen versicherten damals, daß bereits im September wieder Business as usual herrschen würde. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wie der US-amerikanische Finanzminister Hank Paulson in der heutigen Financial Times sagt, werden die Folgen der aktuellen Kreditkrise länger anhalten als in den vergleichbaren Fällen der geplatzten New Economy-Blase Anfang des Jahrzehnts, der Asienkrise vor zehn Jahren oder der Schuldenkrise der 1980er Jahre. Der ökonomische Chefkommentator der FT, Martin Wolf, schreibt sogar, die Finanzmärkte hätten die Weltwirtschaft zur Geisel genommen und die Zentralbanken in ein schier auswegloses Dilemma gebracht: Sollen sie jetzt eine Bank nach der anderen aus der meist selbstverschuldeten Malaise retten oder in Kauf nehmen, daß Hunderttausende einfacher Häuslebauer und Kreditnehmer die Opfer schon tragen werden?
Und so werden wir noch öfter Gelegenheit und Bedarf haben, das Thema aufzugreifen, das im Mittelpunkt der neuesten Ausgabe des Informationsbriefs Weltwirtschaft & Entwicklung (s. Abbildung) steht (>>> W&E 09/2007). Diese zeichnet die Anatomie der jüngsten globalen Finanzkrise nach und fragt u.a. nach den Erfordernissen, das internationale Währungsregime zu reformieren, sowie nach der Bedeutung des US-Defizits für die Entwicklungsländer. Letztere, vor allem die Schwellenländer sind bislang recht unbeschadet von der jüngsten Krise davon gekommen. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die UNCTAD in ihrem neuen Jahresbericht, den W&E vorstellt, sich durch regionale währungs- und finanzpolitische Zusammenschlüsse vor künftigen Attacken und Übergriffen zu schützen.
Ein Thema, das durch die aktuelle Kreditkrise wieder ins Zentrum der politischen Debatte gerückt ist, bedarf sicherlich der weiteren Bearbeitung, auch in diesem Blog, nämlich die Frage, wie die Kapitalmärkte künftig besser oder überhaupt reguliert werden können. Eine Heuschreckenpolemik, die ihre Begriffe aus dem Tierreich entlehnt, hilft dabei sicher nicht viel weiter. Wichtig wären dagegen folgende Fragen:
* Was etwa ist der volkswirtschaftliche Sinn von Krediten, die für die Finanzierung von Firmenübernahmen gegeben werden, die dann nach allen Regeln des modernen Raubrittertums ausgeschlachtet werden?
* Könnte man nicht auf Praktiken verzichten, deren Sinn nur darin besteht, das Kreditvergaberisiko überliquider Banken an andere weiterzureichen und zu internationalisieren?
* Und wie ist es um Rating-Agenturen bestellt, die zweifelhaften Papieren und Fonds erstklassige Bonitätsausweise ausstellen, ohne jemals damit rechnen zu müssen, im Falle des Scheiterns zur Verantwortung gezogen zu werden?
Die Bundesregierung hätte vielleicht die Chance, aus ihrer bislang mißglückten G8-Präsidentschaft, die ja bis Ende 2007 dauert, doch noch was zu machen.
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