15. September 2007

Fortgesetzte Finanzmarkt-Debatte: Transparenz oder Regulierung?

Jetzt mußte also auch eine englische Immobilienbank vor der Zahlungsunfähigkeit gerettet werden. Während der Chef der Bank of England, Mervyn King, noch am Mittwoch versicherte, in Großbritannien käme ein solcher „Bail-Out“ nicht in Frage, tat die britische Zentralbank am letzten Freitag genau das und stellte der Northern Rock-Bank die benötigten Finanzspritzen zur Verfügung – abgesichert dazu noch durch Immobilienkredite und die in Verruf geratenen CDOs („Collateralized Debt Obligations“). Der Vorfall dürfte dazu beitragen, die Debatte um eine bessere Regulierung der Finanzmärkte weiter zu beflügeln. (Wie die Krise angefangen hat, behandelt unser Video-Clip.)



Die Debatte kreist derweil um die Frage, ob eine bessere Transparenz der Märkte künftig Turbulenzen wie in diesem Sommer verhindern könnte, oder ob eine weitergehende, internationale Regulierung erforderlich wäre. Während einige dies als Gegensatz sehen (>>> Attac fordert endlich wirksame Regulierung der Finanzmärkte), reduziert sich die Regulierung der Finanzmärkte für andere auf die Herstellung von mehr Transparenz. So schreibt etwa der Kolumnist der Financial Times Wolfgang Münchau: „Eine der tiefen Ursachen dieser Krise besteht darin, daß Investitionsbanken in der Lage waren, Risiken in modernen Finanzprodukten geschickt und legal zu verbergen.“ (>>> Vergeßt die „Heuschrecken“) Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen: Denn die Herstellung von Transparenz ist zweifellos eine Voraussetzung für die effektivere Regulierung der Finanzmärkte und sollte deshalb nicht gering geschätzt werden.

In der Realität sind die einschlägigen Initiativen allerdings nicht gerade durch Tempo gekennzeichnet. Die Finanzminister der G7 wollen erst einmal wieder einen Bericht beim Forum für Finanzmarktstabilität (FSF) in Auftrag geben, der bis zu ihrem Treffen am Vorabend der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington (20.-22. Oktober) in einer ersten Fassung vorgelegt werden soll. Seine wichtigsten Punkte: (1) Liquidität der Finanzinstitution und deren Risikoverhalten, einschließlich die sog. Strukturierten Wertpapiere; (2) Rechnungslegung und Bewertung von Derivaten; (3) Prinzipien für die Finanzmarktaufsicht, vor allem bei außerbilanzlichen Produkten; (4) Rolle der Rating-Agenturen. Herauskommen soll dabei ein „Rahmen zur Beendigung der Marktvolatilität“, wie die beiden Unterstaatssekretäre im US-Finanzminiserium, David McCormick und Robert Steel, in der letzten Woche schrieben. Doch bereits den letzten ISF-Bericht hatten die G7-Finanzminister im letzten Mai wohlwollend, aber ohne konkrete Konsequenzen zu ziehen, „zur Kenntnis genommen“.

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