Bonos Punk-Kapitalismus: Get (RED)
Rot war bislang die Symbolfarbe linker Bewegungen. Jetzt ist (RED) auch ein Symbol für progressives Shopping. Dank U2-Sänger Bono und seinem Freund Bobby Shriver gibt es inzwischen (RED)-iPods, (RED)-Turnschuhe, (RED)-T-Shirts, (RED)-Mobiltelefone, (RED)-Parkas usw. Vor einer guten Woche wurde das neue Label mit großem Aufwand in den USA gelauncht. Mit von der Partie ist eine Gruppe von Markenproduzenten, von American Express über GAP (Textilien), Converse (Turnschuhe), Apple und Motorola bis hin zu Emporio Armani. Sie alle haben sich verpflichtet, einen Teil der Gewinne, die mit den (RED)-Produkten gemacht werden, an den Globalen Fonds zum Kampf gegen AIDS, Malaria und Tuberkulose abzuführen.
Ein (RED)-Manifesto begründet die Initiative, die sich explizit nicht als karitative Idee, sondern als "Geschäftsmodell" versteht:
"Als Konsumenten in der Ersten Welt haben wir eine ungeheure Macht. Unsere kollektiven Kaufentscheidungen können dem Lauf des Lebens und der Geschichte auf diesem Planeten einen anderen Lauf geben. So einfach ist die Idee hinter (RED). Und so mächtig ... Wenn Du ein (RED)-Produkt kaufst oder eine Dienstleistung von (RED) bestellst, wird das Unternehmen einen Teil seiner Profite zur Verfügung stellen, um Medikamente für unsere Brüder und Schwestern in Afrika zu kaufen, die ansonsten an AIDS sterben würden.
Wir glauben, daß die Konsumenten, wenn ihnen diese Wahl geboten wird und die angebotenen Produkte ihren Bedarf treffen, werden sie sich für (RED) entscheiden. Und wenn sie sich für (RED) entscheiden, werden sich auch andere Marken dafür entscheiden, (RED) zu werden, weil es wirtschaftlich Sinn macht. Und je mehr dies werden, umso mehr Menschenleben können gerettet werden."
(RED) unterscheidet sich von freiwilligen Industriespenden dadurch, daß sich Firmen vertraglich dazu verpflichten, Abgaben in einer bestimmten Höhe (beim Apple-(RED)-iPod zum Beispiel 10 US-Dollar pro verkauftem Artikel) auf den erzielten Gewinn zu leisten. Eine Art Tobin-Steuer also, die dazu noch das Gefühl vermittelt, gute Werke zu tun. Bis jetzt hat die "Punk-Kapitalismus"-Initiative (Bono), die auf dem Weltwirtschaftsforum Anfang des Jahres erstmals vorgestellt wurde, 10 Mio. US-Dollar gebracht. Doch weit mehr wird erwartet, wenn die neuen Produktlinien erst einmal breit in den Markt eingeführt sind. Allein von einem Vorgängermodell seines iPods verkaufte Apple in einer Sommersaison 14 Millionen Exemplare.
Für den Exekutiv-Direktor des Globalen Fonds, Richard Feachem, handelt es sich bei (RED) um ein typisches Win-Win-Modell: "Die Konsumenten bekommen die neuesten hippen Produkte, die Unternehmen steigern ihren Umsatz und der Fonds bekommt die dringend benötigten Mittel für seine lebensrettenden Projekte in Afrika."
1 Kommentar:
Die MATRIX frisst Dich!
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