Goldman Sachs oder Government Sachs?
Jörg Kukies |
Dass der Drehtüreffekt auch in der anderen Richtung
funktioniert, belegt jetzt die Entscheidung von Scholz, den ehemaligen
Deutschlandchef von Goldman Sachs, Jörg Kukies, zum beamteten Staatssekretär im
Bundesfinanzministerium zu machen. Obwohl SPD-Mitglied und Vorgänger von Andrea
Nahles als Juso-Vorsitzender in Rheinland-Pfalz, gilt Kukies als
Goldman-Sachs-Mann durch und durch, wie der Berliner Tagesspiegel berichtete: „Schon
bald nach seinem mit dem McCloy-Edelstipendium finanzierten Master-Studium in
Harvard und seiner Promotion an der Universität Chicago heuerte er bei der so
einflussreichen wie berüchtigten Investmentbank an. Seit 2001 kümmerte er sich
in den Niederlassungen London und Frankfurt nicht zuletzt um strukturierte
Produkte, also jene Finanzinstrumente, die zum Auslöser der weltweiten Finanzkrise
wurden. Auch Goldman-Sachs-Produkte waren darunter, wie die Schrottpapiere mit
faulen Krediten, die kurz vor dem Platzen der US-Immobilienblase 2007 an die
deutsche Mittelstandsbank IKB verkauft wurden.“
Kukies war seit Ende 2014 Ko-Chef der deutschen Niederlassung
von Goldman Sachs und kümmerte sich dort u.a. um die Digitalisierung des
Bankgeschäfts. Mit seinem Wechsel ins Bundesfinanzministerium tritt er in die
Fußstapfen von drei US-Finanzministern: Robert Rubin (unter Clinton), Henry
Paulson (unter George W. Bush) und Steven Mnuchin (unter Trump) hatten vorher
alle hohe Positionen bei Goldman Sachs, letzterer war allerdings zwischen der
Bank und der Regierung einige Zeit selbständig. Kein Wunder, dass Goldman Sachs
in den USA auch den Spitznamen „Government Sachs“ trägt. Auch EZB-Chef Mario
Draghi war einmal Goldman-Sachs-Manager.