Auch wenn die eigentliche Vergabepolitik der Banco del Sur („Bank des Südens“), die heute in Buenos Aires gegründet wurde, erst noch entwickelt werden muß – nichts symbolisiert derzeit besser, wie sehr sich das Blatt gewendet hat: hier die Entstehung einer durch zunächst sieben südamerikanische Länder selbst finanzierten neuen Entwicklungsbank – dort ein Internationaler Währungsfonds (IWF), der sich ausnahmsweise einmal selbst einem Prozeß der Strukturanpassung unterziehen muß. Der innere Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen ist evident.
Wie wir uns die Strukturanpassung beim IWF vorzustellen haben, hat der neue Geschäftsführende Direktor Dominique Strauss-Kahn in der letzten Woche in einem Interview mit dem Wall Street Journal berichtet. Danach kommt der Fonds wohl nicht darum herum, 300 bis 400 seiner insgesamt 2600 Beschäftigten, vornehmlich hoch dotierte Ökonomen zu entlassen. Doch dies würde nur ein Viertel des Jahresdefizits von 400 Mio. US-Dollar abdecken, das der Fonds bis 2010 zu erwarten hat, wenn er keine neuen Kreditkunden in relevantem Umfang einwirbt. Da dies unwahrscheinlich ist, will Strauss-Kahn jetzt einen Vorschlag umsetzen, der schon länger in der Diskussion ist, nämlich den Verkauf eines Teils der Goldvorräte des IWF und die Investition des Erlöses in profitable Kapitalmarktfonds, um eine neue reguläre Einkommensquelle zu bekommen. Die Ironie der Geschichte liegt darin, daß der Goldverkauf stets tabu war, wenn es darum ging, Schuldenerleichterungen für arme Länder zu finanzieren, jetzt aber fast schon selbstverständlich ist, wenn dem IWF selbst aus der Patsche geholfen werden soll.
Die Meinung des neuen Geschäftsführers von den Ökonomen beim Fonds scheint übrigens nicht die beste zu sein: „Die Institution arbeitet gut, mit engagierten Leuten und eine hoch qualifizierten Belegschaft, aber es ist eine Papiermaschine“, erklärte er. Wieso allerdings die Praktiker von der Wall Street, von denen sich Strauss-Kahn mehr wünscht, besser sein sollten, ließ er offen. Vielleicht um die geplante Spekulation mit den Golderlösen besser bewältigen zu können…
Die Entstehung von Finanzierungsinitiativen im Süden, wie der Banco del Sur, ist eine Kehrseite der Finanzierungskrise der Institutionen des Nordens, denen, wie dem IWF oder auch der Weltbank, mehr und mehr die Kunden abhanden kommen. Die Gründer des neuen Instituts haben recht: Vor zehn Jahren wäre ein solcher Rollentausch noch nicht denkbar gewesen.