Deutsche Bundesbank: Primäre Risikofaktoren auf den Finanzmärkten
Das internationale Finanzsystem sei derzeit zwar in einer guten Verfassung. Dennoch dürften nach wie vor bestehende Risikofaktoren der Finanzmärkte nicht übersehen werden. Diese Auffassung vertrat der Leiter der Abteilung "International Financial Systems" der Deutschen Bundesbank, Erich Harbrecht, auf einem Internationalen Policy Workshop von Inwent (Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH) letzte Woche in Berlin. "Primäre Risikofaktoren" sieht Harbrecht insbesondere in der (1) wachsenden Komplexität der Finanzinstrumente, der (2) wachsenden Bedeutung der Hedgefonds, den (3) Offshsorezentren und der (4) mangelnden Transparenz der Märkte.
Während die Komplexität der Finanzinstrumente die Risikoeinschätzung erschwere, seien die Hedgefonds weitgehend unreguliert und könnten durch Herdenverhalten die Marktdynamik und Liquidität gefährden. Offshore-Finanzzentren seien oft schlecht reguliert und entzögen sich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Aufsichtsbehörden. Insgesamt bestünden immer noch starke Informationsdefizite über die Finanzmärkte. Letztere müßten aber behoben werden, wenn die Disziplin der Marktakteure verbessert werden solle. Finanzkrisen könnten aber auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden. Nur schwer zu verstehen war allerdings Harbrechts Plädoyer, daß sich die Rolle der Regulierungs- und Aufsichtsbehörden an die massiven Veränderungen auf den Finanzmärkten anpassen müßten, ohne "die Freiheit der Märkte" aus dem Auge zu verlieren: "Märkte müssen frei sein" - warum eigentlich?