G7: Vom Direktorat der Weltwirtschaft zur politisch-strategischen Plattform des Westens
Die Lage der Weltwirtschaft mag das wichtigste Thema des G7-Gipfels sein, der heute und
morgen auf der südjapanischen Insel Kashikojima stattfindet. Doch gehört nach
dem Finanzministertreffen am letzten Wochenende nicht viel Prognosetalent zu
der Vorhersage, dass gerade auf diesem Gebiet die Ergebnisse am dürftigsten
sein werden. Zwar will der japanische Gastgeber und Erfinder der ‚Abenomics‘
gerne die Einigung auf ein globales fiskalisches Programm der Konjunkturankurbelung,
und auch die US-Regierung hat den Mangel an Nachfrage längst als Hauptgrund für
den schleppenden Verlauf der weltwirtschaftlichen Erholung erkannt. Aber gerade
Deutschland, das den größten Beitrag zu einem solchen Stimulus leisten könnte,
blockiert und propagiert stattdessen lieber „Strukturreformen“. Und so dürfte
das höchste der Gefühle sein, „ein Bekenntnis zur Nutzung aller politischen
Instrumente – geld-, fiskal- und strukturpolitischen“ abzugeben, wie in dem
jetzt endlich veröffentlichten „Chair’s Summary“
der Finanzminister.
Welche Funktion die Gruppe der 7 noch hat, nachdem sich die
Gruppe der 20 zum zentralen Forum der weltwirtschaftlichen Koordinierung
erklärt hat, ist nicht ganz klar auszumachen. Als Plattform zur Wiederbelebung
der globalen wirtschaftlichen Kooperation jedenfalls ist sie seit langem zu
klein und wirtschaftlich zu unbedeutend. Als Direktorat der Weltwirtschaft hat
sie ausgedient. Allein China bringt mit seiner Wirtschaftsleistung mehr auf die
Waage als Großbritannien, Frankreich und Italien zusammengenommen, ist aber – ebenso
wie Indien – in Japan gar nicht dabei. Und so schieben sich immer mehr
politisch-strategische und sicherheitspolitische Fragen in den Vordergrund der
G7-Treffen. Dabei hätte es durchaus Möglichkeiten zur Beteiligung der Chinesen in Ise-Shima gegeben - etwa als Partner, der in diesem Jahr immerhin die G20-Präsidentschaft hält. Aber nicht einmal zu dem traditionellen Outreach-Treffen am zweiten Gipfeltag ist Peking eingeladen.
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