Neue Krisengefahren: Wie ernst nehmen IWF und Weltbank die eigenen Warnungen?
Am Vorabend der
Jahrestagung von IWF und Weltbank, die in diesem Jahr vom 9.-11. Oktober in
Lima/Peru stattfindet, mehren sich die Stimmen, die nach effektiven politischen
Maßnahmen gegen die globale Konjunkturverlangsamung rufen. Während der globale Dachverband
der Gewerkschaften ITUC die internationalen
Finanzinstitutionen auffordert, die von ihnen benannten Risikofaktoren der
weltwirtschaftlichen Entwicklung ernst zu nehmen, waren die weltwirtschaftlichen Gefahren für den ehemaligen
US-Finanzminister Lawrence Summers seit
der Lehman-Pleite 2008 nie so groß wie heute. Höchste Zeit sei es für den
Übergang zu einer expansiven Wirtschaftspolitik.
In
seinem neuesten World Economic Outlook
hat der IWF seine Wachstumsprognose zum siebten Mal nach unten korrigiert und
versichert, mit 3,1% sei das globale Wirtschaftswachstum das niedrigste seit
der Großen Rezession 2008/2009. Die Schwellenländer weisen jetzt im fünften
Jahr in Folge eine Verlangsamung ihres Wachstums auf. Und das Risiko einer
weiteren Verschlechterung, bis hin zu einer globalen Rezession, ist für den
Fonds stärker ausgeprägt als noch vor ein paar Monaten. Droht aus der „neuen Mittelmäßigkeit“
(so IWF-Chefin Lagarde vor einem Jahr) eine neue Abwärtsspirale der
Weltwirtschaft zu werden?
Zwei
große Länder, Brasilien und Russland, sind bereits in der Rezession. Und diese
könnte sich – mit dem reduzierten Wachstum in China – schnell auf andere Länder
ausweiten, so ITUC-Generalsekretärin Sharan Burrow: „Die Internationalen
Finanzinstitutionen müssen die Rezessionsdrohungen ernst nehmen und
Investitionen in die soziale und physische Infrastruktur sowie in grüne Technologien
fördern, um die globale Arbeitsplatzlücke zu verringern.“ Burrow macht
insbesondere den IWF dafür verantwortlich, vor fünf Jahren den Wechsel zur
Austerität vollzogen zu haben und damit zur seither anhaltenden
Verschlechterung des Wachstums beigetragen zu haben. Selbst das IWF-eigene
Unabhängige Evaluierungsbüro bewertete im letzten Jahr die Förderung der
fiskalischen Konsolidierung als „verfrüht“. Sie kritisiert ferner, dass der IWF
in vielen Ländern mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Deregulierung der
Arbeitsmärkte unter Einschluss des Abbaus der tarifvertraglichen Rechte
vorangetrieben habe. Summers sekundiert ihr heute: Überfällig seien die Abkehr
von der Rhetorik der Strukturreformen und neue fiskalische
Stimulierungsmaßnahmen.
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