Vor einem globalen Schub an Infrastruktur-Investitionen?
Jedes Jahr veröffentlicht
der IWF die analytischen Kapitel seiner Flaggschiff-Reports, noch bevor die
vollständige Version des World Economic Outlook (WEO) und des Financial
Stability Reports (FSR) dem Publikum zur Verfügung gestellt werden. Dies ist in
der Regel aufschlussreich für den Stand der internen Debatte des Fonds über
grundsätzliche Fragen der Wirtschaftspolitik. Der diesjährige WEO enthält z.B.
ein Kapitel, in dem die These
vertreten wird, dass es Zeit sei für einen Schub an
Infrastruktur-Investitionen.[i]
Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung im Zeichen der neoliberalen Orthodoxie
und angesichts der vielerorts blutleeren Erholung nach der Großen Depression
ist das ein prinzipiell begrüßenswertes Plädoyer.
Wie
der IWF vorrechnet, ist der öffentliche Kapitalstock – ein Indikator für den
Stand der Infrastruktur – als Anteil am Output in den letzten drei Jahrzehnten weltweit
gefallen. In Schwellen- und Entwicklungsländern ist die Infrastruktur-Lücke
besonders krass. Der IWF betont, dass ein öffentlicher Infrastrukturschub besonders
angesichts der Tatsache, dass das Wachstum meistens noch nicht das Vorkrisenniveau
wieder erreicht hat, auch aktuell sinnvoll sei. So könne das Wachstum durch
steigende öffentliche Infrastrukturinvestitionen gestärkt werden, kurzfristig
durch die damit einhergehende Ausweitung der Nachfrage und langfristig durch
den Ausbau der produktiven Kapazitäten einer Volkswirtschaft.
[i] In
einem anderen WEO-Kapitel warnt der
IWF davor, dass globale Ungleichgewichte, auch wenn sie sich, vor allem durch
die Einsparungen in Defizitländern, verringert haben, nach wie vor ein
systemisches Risiko für die globale wirtschaftliche Stabilität darstellen. Ein Sonderkapital im FSR weist auf das
immer noch ungelöste Problem des Shadow-Banking hin.
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