Chronisch zu optimistisch: Problemzone Eurozone
Noch auf der IWF/Weltbank-Jahrestagung
vor einem Jahr gingen fast alle davon aus, dass die Eurokrise jetzt überwunden
sei. Ein Jahr später beginnt das Treffen der Bretton-Woods-Zwillinge in
Washington mit der beschämenden Einsicht, dass das Risiko einer neuen Rezession
der Eurozone im letzten halben Jahr deutlich gewachsen ist – das wäre dann die
dritte Rezession seit der globalen Finanzkrise. Andere argumentieren zwar, die
Eurokrise sei immer nur scheinbar beendet worden, aber das ist hier
unerheblich.
Die
Rezessionsrisiken in der Eurozone, so ist dem neuen World Economic Outlook zu entnehmen, sind heute doppelt so
hoch wie noch im April. Für 2014 prognostiziert ihr der Fonds nur noch ein
Wachstum von 0,8%, für 2015 von 1,3%. Doch diese Werte könnten schnell ins
Minus abrutschen, zumal jetzt auch für Deutschland (wo dem Geschwätz fast aller
politischen Schattierungen zufolge ja die Wirtschaft brummt) mit einer
Rezession gerechnet werden muss – der Wert für das zweite Quartal 2014 lag
schon mal im Minus und die neuesten Outputzahlen lassen die Rezessionsangst weiter
wachsen.
Interessant
ist, dass der IWF in diesem Jahr auch seine Vorhersagen der letzten vier Jahre
selbstkritisch unter die Lupe genommen hat. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass
er systematisch zu optimistische war in Bezug auf die weltwirtschaftliche
Entwicklung, vor allem hinsichtlich der Aussichten der Schwellenländer und der
krisengeschüttelten Euro-Ökonomien. Global rechnet der Fonds jetzt nur noch mit
einem Wachstum von 3,3% für 2014 (0,4% weniger als noch im April) und von 3,8%
für 2015 (0,2% weniger als im April). Doch könnten auch diese Prognosen noch zu
hoch sein angesichts der selbst eingestandenen Irrtumsquote der
Fonds-Analysten, die sich inzwischen wenigstens nicht mehr scheuen, ihre Fehler
öffentlich zuzugeben.
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