9. Oktober 2014

Noch eine Aufgabe der Bretton-Woods-Zwillinge: Monitoring global poverty

Erneut nahmen die Weltbank und der IWF gestern ihre Jahrestagung zum Anlass, um den neuen Global Monitoring Report 2014/2015 vorzustellen – ein Bericht, in dem regelmäßig über „Fortschritte“ bei der Realisierung der Millennium-Entwicklungsziele (MDGs) berichtet wird. Und warum, so mag sich mancher oder manche fragen, sind auch da die Bretton-Woods-Institutionen federführend, wo die MDGs doch an sich ein Projekt der Vereinten Nationen sind? Die Frage ist berechtigt, doch allen Unkenrufen zum Trotz geben auch hier die Institutionen in Washington DC der UNO in New York die Erzählung vor; sie lautet auch diesmal:


Das Ziel der Halbierung der Armut ist drei Jahre vor 2015 vorfristig erreicht worden; desweiteren wurden drei andere MDG-Unterziele erreicht, und auch die Gendergleichheit im Bereich der Sekundärbildung und Erfolge im Kampf gegen Malaria können jetzt verbucht werden. Nur bei der Mutter- und Kindersterblichkeit und anderen Subzielen im Gesundheitsbereich wird man es bis 2015 nicht schaffen.

Mission almost accomplished, könnte man also meinen, doch nur wenn man der Lesart der BWIs folgt! Und die besagt, dass vor allem das Ziel der Armutsreduzierung im Laufe der Jahre so lange frisiert wurde, bis es in die gewünschte große Erzählung passte, wie ein Artikel in der jüngsten Ausgabe des Informationsbriefs Weltwirtschaft & Entwicklung überzeugend belegt. Und so kann die Weltbank jetzt berichten: Viel wurde erreicht, aber die Zahl der Armen bleibt inakzeptabel hoch, nämlich bei über 1 Mrd. Menschen in 2011, verglichen mit 1,2 Mrd. Menschen in 2008. Es bleibt also noch viel zu tun für die Bank (warum ausgerechnet eine Bank die Führungsrolle bei der Armutsbekämpfung haben soll, wird freilich nicht erklärt).

Interessanter, aber weniger ergiebig ist da, dass in diesem Global Monitoring Report erstmals das neue Doppelziel der Weltbank behandelt wird, nämlich bis 2030 die extreme Armut komplett auszurotten und dabei die Teilhabe aller am Wohlstand zu fördern, indem das Einkommenswachstum der unteren 40% der Weltbevölkerung besonders gefördert wird. Viel lässt sich hier freilich noch nicht berichten – zu neu sind diese Ziele. Aber die Frage ist doch wohl erlaubt, wieso die Weltbank bereits wieder Ziele formuliert und deren Umsetzung beobachtet, wo doch der Prozess der Aushandlung neuer nachhaltiger Entwicklungsziele (SDGs) in den Vereinten Nationen noch in vollem Gange ist.

Keine Kommentare: