Noch eine Aufgabe der Bretton-Woods-Zwillinge: Monitoring global poverty
Erneut nahmen
die Weltbank und der IWF gestern ihre Jahrestagung zum Anlass, um den neuen Global Monitoring Report 2014/2015
vorzustellen – ein Bericht, in dem regelmäßig über „Fortschritte“ bei der
Realisierung der Millennium-Entwicklungsziele (MDGs) berichtet wird. Und warum,
so mag sich mancher oder manche fragen, sind auch da die
Bretton-Woods-Institutionen federführend, wo die MDGs doch an sich ein Projekt
der Vereinten Nationen sind? Die Frage ist berechtigt, doch allen Unkenrufen
zum Trotz geben auch hier die Institutionen in Washington DC der UNO in New
York die Erzählung vor; sie lautet auch diesmal:
Das
Ziel der Halbierung der Armut ist drei Jahre vor 2015 vorfristig erreicht
worden; desweiteren wurden drei andere MDG-Unterziele erreicht, und auch die
Gendergleichheit im Bereich der Sekundärbildung und Erfolge im Kampf gegen
Malaria können jetzt verbucht werden. Nur bei der Mutter- und
Kindersterblichkeit und anderen Subzielen im Gesundheitsbereich wird man es bis
2015 nicht schaffen.
Mission
almost accomplished, könnte man also meinen, doch nur wenn man der Lesart der
BWIs folgt! Und die besagt, dass vor allem das Ziel der Armutsreduzierung im
Laufe der Jahre so lange frisiert wurde, bis es in die gewünschte große
Erzählung passte, wie ein Artikel in der jüngsten Ausgabe des Informationsbriefs Weltwirtschaft & Entwicklung
überzeugend belegt. Und so kann die Weltbank jetzt berichten: Viel wurde
erreicht, aber die Zahl der Armen bleibt inakzeptabel hoch, nämlich bei über 1
Mrd. Menschen in 2011, verglichen mit 1,2 Mrd. Menschen in 2008. Es bleibt also
noch viel zu tun für die Bank (warum ausgerechnet eine Bank die Führungsrolle
bei der Armutsbekämpfung haben soll, wird freilich nicht erklärt).
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