Zaudernde Zentralbanken in Jackson Hole
Gebirgspanorama in Jackson Hole |
Die USA sind
ein wenig näher an die Zinswende herangerückt, während in der Eurozone die
Aussichten für den Beginn des „Quantitative Easing“ (massives Aufkaufen von
Staatspapieren durch die Europäische Zentralbank) etwas gestiegen sind. Doch
Genaueres weiß man nicht. So könnte das Resümee des Zentralbank-Treffens in
Jackson Hole in Wyoming/USA am vergangenen Wochenende lauten. Damit gehen die
beiden großen Zentralbanken, die US-amerikanische FED und die EZB, jetzt
definitiv in unterschiedliche Richtungen. Während die FED ihr QE-Programm im
Herbst beenden will, könnte die EZB unter dem Druck der miesen wirtschaftlichen
Entwicklung gleichzeitig den Startschuss für ein solches in Europa geben.
Das
Thema des jährlichen Jackson-Hole-Gipfels („Re-evaluating labour market
dynamics“) war zwar unspektakulär, aber nicht ungeschickt gewählt. Es
ermöglichte der neuen FED-Chefin Janet Yellen, ihre Jungfernrede vor dem
elitären Gremium nicht nur in ihrer akademischen Spezialdisziplin zu halten,
sondern auch die Frage aufzuwerfen, wie viel von der anhaltend hohen
Arbeitslosigkeit in den USA inzwischen nicht mehr konjunkturellen, sondern
strukturellen Faktoren geschuldet ist. Da im Mandat der FED im Unterschied zur
EZB der Kampf gegen Arbeitslosigkeit gleichberechtigt neben der
Inflationsbekämpfung steht, ist dies keine Nebenfrage: Denn gegen strukturelle
Arbeitslosigkeit lässt sich mit den monetären Instrumenten, wie sie einer
Zentralbank zur Verfügung stehen, wenig machen. Die Rede wurde denn auch als
Versuch interpretiert, den Boden für die erste Zinserhöhung nach Jahren der
Niedrig- bzw. sogar Nullzinspolitik zu bereiten. Nur in Bezug auf den Zeitpunkt
wird noch gezaudert.
Als
Zauderer trat in Jackson Hole auch EZB-Chef Mario Draghi auf. Er plädierte
vorsichtig für eine zumindest selektive Lockerung der strikten Fiskalpolitik
der europäischen Regierungen, und zwar mit dem Argument, dass der Weg zu
höherer Beschäftigung über den richtigen Policymix aus monetären, fiskalischen
und strukturellen Maßnahmen führt. Das reflektiert den Umstand, dass die EZB in
den letzten Jahren mit ihren „unkonventionellen“ Maßnahmen oft eine
Platzhalterrolle angesichts der mangelnden Konjunkturstimuli seitens der
Regierungen spielte. Dies war zwar bequem für die Mainstream-Ökonomen und –Politiker,
für die verteilungspolitische Eingriffe des Teufels sind. Es ist jedoch
fraglich, wie lange sich das angesichts der drohenden Deflation und der Gefahr
des Abrutschens der Eurozone in ein „verlorenes japanisches Jahrzehnt“ noch
durchhalten lässt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen