HDR 2014: Wiederentdeckung des Vollbeschaeftigungsziels
Mit einigen progressiven
Politikvorschlägen wartet der neue Human Development Report auf, der unter dem
Titel Sustaining Human Progress: Reducing Vulnerabilities and Building Resilience erschienen ist. Wie Joseph Stiglitz in einem Beitrag für den
Report schreibt, bedürfe die Reduzierung sozialer Verwundbarkeit einer breit
angelegten systemischen Perspektive. Der Bericht befürwortet die universelle
Bereitstellung sozialer Grundsicherung und weist die Behauptung zurück, dass
sich dies nur wohlhabende Länder leisten könnten. Länder wie die Republik Korea
oder Costa Rica hätten soziale Sicherungssysteme eingeführt, als ihr
Pro-Kopf-Einkommen noch unter dem von Indien und Pakistan lag.
Der
vom UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) herausgegebene Bericht ruft die Regierungen
auf, sich zum Ziel der Vollbeschäftigung zu bekennen und erneuert damit einen
wirtschaftspolitischen Ansatz, der in der 1950er und 1960er Jahren Gang und
Gäbe war, seit den 1970er und 1980er Jahren aber mehr und mehr durch die
neoliberale Offensive und den sog. Washington Consensus zurück gedrängt wurde.
Die Mehrheit der Menschheit verfüge heute über keine umfassende soziale
Sicherung wie Altersversorgung oder Arbeitslosigkeitsversicherung, die aber in
Ländern aller Entwicklungsstufen eingeführt werden sollte, ebenso wie eine
schrittweise Überwindung der informellen Arbeit zugunsten formeller
Beschäftigungssysteme notwendig sein.
Nach
dem neuen HDR, der rechtzeitig zur entscheidenden Phase der Auseinandersetzung
um die SDGs für die Zeit nach 2015 (>>> W&E 07-08/2014) erscheint, geht davon aus,
dass derzeit immer noch 1,2 Mrd. Menschen von 1,25 Dollar oder weniger pro Tag
leben. Nach dem Multidimensionalen Armutsindex des UNDP leben derzeit 1,5 Mrd.
Menschen in den Entwicklungsländern in Armut. Fast 800 Mio. Menschen leben mit
dem Risiko, jederzeit in die Armut zurückfallen zu können. – Der HDR erscheint
jetzt seit 1990 jedes Jahr. Er formuliert gleichsam eine alternative Agenda zum
Neoliberalismus. Dennoch ist sein Einfluss auf die politische Entwicklung
schwer messbar. Die meisten seiner Reformanregungen sind im Mainstream immer
noch nicht angekommen.
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