G20-Finanzminister und Zentralbanker in Mexiko: Weiter im Sinkflug
Die
G20-Finanzminister und –Zentralbankchefs, die sich heute und morgen in Mexiko-Stadt
treffen, werden es angesichts der US-Präsidentschaftswahlen am Dienstag schwer
haben, besondere öffentliche Aufmerksamkeit für sich zu ergattern. Ungeachtet
dessen sollen auf dem Treffen, wie man hört, wegen des in den USA zum
Jahresende drohenden „finanziellen Kliffs“ und der anhaltenden Finanzkrise in
Europa die Alarmglocken geläutet werden. Ein drittes Thema, um das es gehen wird,
ist die Sorge, ob die Basel-III-Reformen, im Zuge derer die finanziellen Puffer
der Banken zur Abfederung künftiger Finanzkrisen erhöht werden sollen, überall
planmäßig bis Anfang nächsten Jahres umgesetzt sein werden.
OECD-Generaldirektor
José Angel Gurria hat kurz vor der Tagung gefordert, die G20 sollten an die USA
appellieren, das „fiskalische Kliff“ zu vermeiden. Dies wäre in der Tat eine
Notwendigkeit, um den Rückfall in eine erneute Rezession zu vermeiden. Denn mit
dem Auslaufen einer Reihe noch als der Bush-Ära stammenden Steuererleichterungen
und diverser Ausgabenkürzungen dürften rund 600 Mrd. Dollar an Kaufkraft
ausfallen. Doch das Thema ist bis nach den Wahlen auf's Eis gelegt worden, und keiner der Kandidaten konnte bislang erklären, wie er das Problem lösen will. – In Bezug auf Basel III sehen sich die G20-Mitglieder vor allem in
den USA und der EU inzwischen einer massiven Kampagne der Bankenlobby gegenüber,
die mit dem Argument arbeiten, dass vor allem die Großbanken nicht zu „allzu
hohen“ Rücklagen gezwungen werden dürften; dies hätte nachteilige Folgen für
die Finanzierung von mehr Wachstum (das aber in den meisten Industrieländern
ohnehin am Boden liegt, u.a. deshalb, weil die Banken Kredite zurückhalten).
Das
G20-Treffen der Finanzminister in Mexiko ist das letzte G20-Treffen im Rahmen
der mexikanischen G20-Präsidentschaft, die der Finanzmarktreform – obwohl dies
ihr erklärter Schwerpunkt war – keine sonderlichen Impulse verliehen hat. Die
nachfolgende russische Präsidentschaft hat schon mal erklären lassen, dass sie
sich in puncto Reform der Finanzmärkte mehr auf einer „technischen Ebene“
bewegen wolle. Damit dürfte der Sinkflug der G20 (>>> Im Sinkflug: Die G20 in Los Cabos/Mexiko) gerade im
Bereich ihres Kerngeschäfts, weshalb sie einst gegründet wurde, weitergehen –
es sei denn es kommt zur erneuten Zuspitzung der Finanzkrise in einem Ausmaß,
das eine Revitalisierung der internationalen Kooperation unumgänglich macht.
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