Double-Dip in der Eurozone: Die Rezession und die Unbelehrbaren
Wenn
schon die Demonstranten und Steikenden gestern die neoliberalen Eliten Europas
nicht davon überzeugen konnten, dass die Politik der Austerität zu nichts
führt, dann müssten es die neuesten Konjunkturzahlen von heute schaffen. So
sollte man meinen. Nach klassischem Verständnis befindet sich die Eurozone
jetzt offiziell in der Rezession. Die neuen Zahlen der EU-Statistik-Behörde Eurostat in Luxemburg weisen aus, dass die
Wirtschaftsleistung der Eurozone im dritten Quartal 2012 zum zweiten Mal in Folge
gefallen ist. Während der BIP-Rückgang sich im 2. Quartal 2012 auf -0,2% belief,
betrug er von Juli bis September 2012 -0,1%.
Das
renommierte Centre for Economic Policy Research (CEPR) in London weist
allerdings darauf hin, dass die rezessive Tendenz in der Eurozone bereits seit
dem 3. Quartal 2011 anhält. Damals erreichte die ökonomische Aktivität in der
Eurozone ihren Höhepunkt, allerdings beileibe nicht das Vorkrisenniveau. Danach
ging‘s bergab – mit -0,3% im 4. Quartal 2011 und stagnativen 0,0% im ersten
Quartal 2012.
Die
Beschwichtiger weisen gerne darauf hin, dass dies alles Durchschnittswerte
sind, hinter denen sich ein ungleiches Wachstum in den einzelnen
Mitgliedsländern verbindet. Und in der Tat gibt es gewisse Unterschiede
zwischen Nord und Süd in Europa. Aber auch die sind dabei, sich anzugleichen.
So drückt inzwischen nicht mehr nur die schwere Rezession der südeuropäischen
Länder die Eurozone nach unten; auch die bislang so vorbildlichen Niederlande
ist inzwischen mit 1,1% im Minus. Und selbst der deutsche Musterknabe weist im
3. Quartal 2012 gegenüber dem Vorquartal gerade noch 0,3% Wachstum auf – ein klarer
Trend zur Stagnation, wie beispielsweise der Ökonom Gustav Horn sagt.
Wer
nun denkt, die harten Fakten der Rezession würden die sog. europäischen Eliten zur
Korrektur ihrer Krisen- und Austeritätspolitik zwingen, dürfte sich wieder
einmal irren. Gegenüber dem ideologischen Blendwerk des Neoliberalismus können
auch nüchterne Fakten nichts ausrichten. Wie Eric Bonse heute in einem
bemerkenswerten taz-Kommentar
schreibt, ist die EU inzwischen zu einem neoliberalen Projekt verkommen. Das
wird sich nicht durch bessere Einsichten ihrer „Funktionseliten“ ändern,
sondern nur durch ihren Austausch. Deshalb ist die sich formierende europaweite
Bewegung gegen den Austeritätskurs so wichtig.
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