Das inkrementelle Scheitern der G20: Wo stehen wir nach Cannes?
Da sind sich wieder einmal alle einig: Das war ein Gipfel der Enttäuschungen, der verpassten Chancen und letztlich des Scheiterns. Dabei ist das Versagen nicht einmal darauf zurückzuführen, dass die erneute Zuspitzung der Eurokrise die eigentliche Agenda in den Hintergrund gedrängt hätte. Auch ohne Eurokrise wären die Ergebnisse des G20-Gipfels kaum besser ausgefallen. Es ist ein inkrementelles Scheitern – Schritt für Schritt.
Gewiss – es war ein Novum, dass Europa so sehr ins Zentrum dieses „ersten Forums unserer internationalen wirtschaftspolitischen Koordinierung“ (so die G20 in Pittsburgh über sich selbst) gerückt ist. Richtig ist auch, dass dieses Europa eher eine Belastung als eine Inspirationsquelle für diese G20 ist, die sich ihrerseits als „eine aufgeblasene Variante der nutzlosen G8“ erweist, so ein Schweizer Ökonom in der letzten Woche. Das offizielle Motto der Tagung forderte „neue Ideen für eine neue Welt“ („Nouveau monde – nouvelles idées“). Doch beherrschend waren die alten Querelen und das alte Schneckentempo, in dem sich – wenn überhaupt – Veränderungen Bahn brechen.
So beginnt meine ausführliche Auswertung des Gipfels von Cannes, die jetzt online ist >>> hier.
1 Kommentar:
Ich meine, die grösste Enttäuschung - gelinde gesagt - ist, dass garnichts zur Beschäftigungspolitik gesagt wird. Dabei gäbe es aus Süd und Nord interessante Beispiele, wie man durch öffentliche Massnahmen Beschäftigung halten und sogar neu kreieren kann, z.B. Lohnzuzahlungen für Betriebe, die Beschäftigung erhalten; durch neue Arbeitsfelder in öffentlich finanzierten Dienstleistungen für die sogenannte care economy; durch gerechte angemessene Löhne und Arbeitsbedingungen in den global value chains; uvm. Solche Massnahmen wären kontrazyklisch, würden Binnennachfrage schaffen, und könnten zu Einkommensumverteilung und sozialer Gerechtigkeit beitragen.
Gabriele Köhler, IDS Sussex, und München
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