„Double-Dip“-Rezession ante portas
Wenn Pessimisten wie Nouriel Roubini bislang vor einem Rückfall in die Rezession, also vor dem „Double-Dip“, warnten, dann galt das vielleicht für andere, keinesfalls jedoch für Deutschland, dessen Politiker ihr Land gerne als Star-Performer feiern ließen (s. Brüderles „XXL-Konjunktur“). Doch jetzt droht auch hierzulande die Doppelrezession: Wie das Statistische Bundesamt soeben bekannt gab, wuchs die deutsche Wirtschaft im zweiten Vierteljahr 2011 nur noch um 0,1% (gegenüber dem ersten Quartal), was einer Stagnation gleichkommt. Für das 1. Vierteljahr korrigierten die Statistiker das Wachstum von 1,5 auf 1,3% nach unten. Auch das Wachstum in der Eurozone ist im zweiten Quartal auf 0,2% abgesackt.
Die neuen Daten zeigen, dass Deutschland alles andere als unabhängig ist von der Weltkonjunktur. Und dass die Turbulenzen an den Börsen, die die Schlagzeilen der letzten beiden Wochenenden beherrschten, nicht völlig abgehoben von der Entwicklung der realen Ökonomie sind. In vielen Weltregionen hat das Wachstum seit Jahresbeginn rapide abgenommen. Weltweit stagniert inzwischen die Verarbeitende Industrie, der Konjunkturmotor par excellence – die globale Industrieproduktion hat ihren Schwung verloren; der Global Manufacturing Index von JPMorgan stand im Juli nur noch bei 50,6, was den faktischen Stillstand bei Neuaufträgen anzeigt.
Wie ich jedoch in einer Analyse für den neuen Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwicklung zeige (>>> Warum die Krise immer noch kein Ende findet), wäre es völlig abwegig, die derzeitige Krise nur in den Kategorien einer normalen Konjunkturentwicklung zu denken. Sie ist in Wirklichkeit immer noch eine Finanzkrise, deren tieferliegende Ursachen nicht von heute auf morgen überwunden werden können, zumal wenn die Politiker sind hartnäckig weigern, die notwendigen Lehren zu ziehen und die regulatorischen Voraussetzungen für die Vermeidung neuer Finanzcrashs zu schaffen. In der heutigen Financial Times weist übrigens auch die neue IWF-Chefin Christine Lagarde darauf hin, dass die derzeit viel kolportierte Meinung, es gäbe in der gegenwärtigen Situation keine politischen Optionen mehr, falsch ist. Der Ausweg, so Lagarde, liege in einer klugen Kombination eines mittelfristigen Konsolidierungskurses mit der Nutzung aller kurzfristigen Maßnahmen zur Ankurbelung des Wachstums. Die Botschaft ist klar: Die Konsolidierung darf nicht dazu führen, die Konjunktur abzuwürgen. Eben das passiert derzeit allerdings, sowohl in den USA als auch in Europa.
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