27. Januar 2011

Celebrating IndiaInclusive in Davos?

Seit zwei Tagen sind sie jetzt auf der Suche nach der „Neuen Realität“, wie die Aufgabe auf dem diesjährigen World Economic Forum lautet. Doch schlüssige Antworten, worin das Neue besteht, gibt es noch nicht. Irgendwie, so betonen viele, hat es was zu tun mit dem Aufstieg der neuen Schwellenmächte in der Weltwirtschaft, allen voran China und Indien. Andere, wie die Delegation des Internationalen Gewerkschaftsbunds (ITUC) in einem vorbereiteten Papier, betonen eher, dass das Neue doch sehr stark wie das Alte aussieht – mit der unerledigten Reform des Finanzsystems, der immer noch hohen Arbeitslosigkeit und der Rückkehr vieler Regierungen zur internationalen „Konkurrenzfähigkeit“ als oberster Maxime ihrer Länder.

Neu ist immerhin, dass Indien diesmal mit einer starken 135-köpfigen Delegation vertreten ist. Deren Aufgabe: zu vermitteln, dass Indien und seine Ökonomie anders ist. Die Delegation gruppiert sich um eine Kampagne der Confederation of Indian Industry. Unter dem Motto „india !nclusive“ haben sie Großanzeigen in der internationalen Finanzpresse geschaltet (s. Abbildung; Vergrößerung durch Anklicken) und einen Reigen von Podiumsdiskussionen, Banketten und Partys organisiert – Davos als „India Inclusive celebrations“, an denen alle teilnehmen und den Indian way of life kennenlernen sollen. Dieser besteht nach dem Anzeigentext aus „Wachstum für alle“, „Chancen für alle“ und „Märkten für alle“. „Mit einem BIP-Wachstum, das auf 4 Billionen US-Dollar zugeht und das Hinterland in den nationalen Mainstream integriert, gibt es Gelegenheiten für alle“, wird gesagt.

Doch die Realität sieht anders aus, vor allem ökonomisch. Die „wirkliche Wachstumsgeschichte Indiens“ ist der Hunger und die Akkumulation von ungeheurer Armut neben schier unbeschreiblichen Reichtum, wie Aniruddha Bonnerje und Gabriele Koehler in einem neuen Special Report (>>> Hunger – The true growth story of India) für die englische Ausgabe des Informationsbriefs Weltwirtschaft & Entwicklung schreiben. Indien ist ein beredtes Beispiel dafür, dass hohe Wachstumsraten nicht automatisch aus der Massenarmut führen, aber auch Beispiel für ein Land, dass 50% seiner Armut aus eigener Kraft beseitigen könnte, wie in den Millennium-Entwicklungsziele vorgesehen ist. Aber solcherlei Realität findet in den Davoser Hallen kaum Gehör.

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