Anhaltendes Gerechtigkeitsgap zwischen den Geschlechtern
Frauen tragen weltweit massiv zum Wohlstand bei, ohne selbst in angemessenem Umfang
davon zu profitieren. Das zeigt der Bericht „An economy that works for women“,
den die internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam im zum
heutigen Internationalen Frauentagherausgebracht hat. Der Bericht (>>>
An Economy That Works For Women) belegt eine skandalöse
Gerechtigkeitslücke zwischen den Geschlechtern. In drei Bereichen halten die
AutorInnen die Notwendigkeit für Veränderungen für besonders groß:
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Der Bericht hebt erstens hervor, dass überwiegend Frauen in unterbezahlten und prekären
Arbeitsverhältnissen tätig sind: In der Textilindustrie in Myanmar und
Vietnam etwa arbeiten Frauen bis zu 18 Stunden täglich, ohne sich und ihre
Familien davon ernähren zu können. Der Profit ihrer Arbeit geht an Milliardäre
wie Zara-Besitzer Amancio Ortega oder H&M-Besitzer Stefan Persson, die zu
den reichsten Männern der Welt gehören.
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Zweitens leisten Frauen den Großteil unbezahlter Pflegearbeit: Den volkswirtschaftlichen Wert
unbezahlter Pflegearbeit beziffert die OECD auf 10 Billionen US-Dollar pro
Jahr. Das entspricht etwa den Bruttonationaleinkommen Deutschlands,
Großbritanniens, Frankreichs und Kanadas zusammen. Länderabhängig erbringen
Frauen davon zwei- bis zehnmal mehr als Männer.
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Drittens werden Frauen in Gesellschaft und Arbeitsleben
in Bezug auf Organisation und Mitbestimmung systematisch benachteiligt: Scheinbar geschlechtsneutrale
wirtschaftliche Entscheidungen gehen de facto oft zu Lasten von Frauen.
Zugleich ist es für Frauen durch die Doppelbelastung von Hausarbeit und oftmals
prekären, informellen Arbeitsverhältnissen schwerer, schlagkräftige
Interessenvertretungen zu gründen.
Charlotte Becker,
Expertin für Gleichstellungspolitik bei Oxfam Deutschland, erklärt: „In
den vergangenen Jahren wurde viel darüber geredet, was Frauen für die
Wirtschaft tun können – aber kaum, was die Wirtschaft für Frauen tun kann. Fakt
ist: Nach wie vor haben Frauen weltweit ein höheres Armutsrisiko als Männer. Im
Durchschnitt sind Berufsfelder, in denen vorrangig Frauen arbeiten, schlechter
abgesichert und schlechter bezahlt. Auch in Deutschland klafft eine riesige
Gerechtigkeitslücke: Fast nirgends sonst in der EU verdienen Frauen im
Verhältnis zu Männern im Durchschnitt so wenig. Häufig bleibt die Arbeit von
Frauen ganz unbezahlt, wie das Beispiel der familiären Pflege- und Sorgearbeit
zeigt. Das verlangt nach einer wirtschaftspolitischen Kehrtwende.“
Anlässlich des Weltfrauentages fordert Oxfam:
* menschenwürdige Arbeit für alle, einschließlich
angemessener Löhne sowie sicherer Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen;
* Investitionen in Gesundheits- und Betreuungssysteme, die
die Notwendigkeit unbezahlter Pflegearbeit reduzieren, und zugleich zur
Anerkennung und Neuverteilung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe
beitragen;
* die Unterstützung von Fraueninitiativen in allen Bereichen von
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft weltweit, denn sie sind es, die letztlich
viele Errungenschaften für mehr Geschlechtergerechtigkeit erkämpft haben.
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