G20-Aussenminister in Bonn: Im Zeichen der Nachhaltigkeitsagenda?
Es ist bemerkenswert, dass die deutsche G20-Präsidentschaft neben
der Zusammenarbeit mit Afrika sowie Krisenprävention und Friedenspolitik die 2030-Agenda
2030 für Nachhaltige Entwicklung zum ersten Schwerpunkt des
Außenministertreffens, das heute und morgen in Bonn stattfindet, erklärt hat.
Bemerkenswert, weil entwicklungspolitische Themen – ganz anders als
Sicherheitspolitik – in der Regel nicht hoch oben auf der außenpolitischen
Themenliste stehen. Doch die Schwerpunktsetzung passt auch zu dem Motto „Gestaltung
globaler Ordnung – Außenpolitik jenseits des Krisenmanagements“, unter dem das
Treffen der Außenminister steht.
Zeitgleich zu dem Treffen hat der Wissenschaftliche Beirat
der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) ein neues Sondergutachten übergeben. Es hat den Titel „Entwicklung und
Gerechtigkeit durch Transformation: Die vier großen I“ (Investitionen,
Innovationen, Infrastrukturen und Inklusion). Konkret empfiehlt der WBGU, dass
die G20-Staaten sich darauf einigen, ihre CO2-Emissionen bis 2050 auf Null
abzusenken und sich gegen riskante Technologien der Klimamanipulation
auszusprechen. Zur Umsetzung der Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele sollten
sie transformative Staatsfonds (Zukunftsfonds) einrichten, die sich aus einer
Bepreisung von CO2-Emissionen und aus einer neuen Form der Erbschaftssteuer
speisen. Zudem sollte die Transformation zur Nachhaltigkeit genutzt werden, um
die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit zu senken, also die Inklusion
innerhalb der Gesellschaften, wie auch global voranzubringen – sie kann so zum
Gerechtigkeitsprojekt werden. Auch hierfür könnten die Zukunftsfonds eingesetzt
werden.
Das ist der springende Punkt! Es ist völlig offen, ob unter den gegenwärtigen globalen Bedingungen (>>> Die G20 in den Zeiten der Cholera) Transformationsprozesse in die Richtung von Entwicklung und Gerechtigkeit oder vielmehr zurück in die Gegenrichtung laufen werden. Mit Blick auf diese Frage werden die G20-Außenminister in Bonn genau zu beobachten sein, insbesondere der Neue aus den USA, Rex Tillerson. Und selbst wenn in Bonn einige Weichen in Richtung auf Nachhaltige Entwicklung gestellt werden sollten, wird interessant sein zu sehen, ob am Ende nicht doch sicherheitspolitische Erwägungen im engeren Sinne die Oberhand behalten, wenn nämlich die meisten G20-Minister anschließend gleich weiterreisen werden: zur Münchner Sicherheitskonferenz.
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