Norden kommt mit aufgebauschten Klimahilfe-Zahlen nach Marrakesch
Eine im Vorfeld der UN-Klimakonferenz
(COP 22), die nächste Woche in Marrakesch beginnt, veröffentlichte Oxfam-Studie
(>>> Climate Finance Shadow Report 2016) zeigt, dass das
Volumen der vom Norden tatsächlich geleisteter Klimahilfen für die ärmsten
Länder deutlich geringer ausfällt, als es die Zahlen der Geldgeber erscheinen
lassen. Die finanzielle Unterstützung für die armen Länder wird ein Schwerpunkt
der Konferenz sein. Erst im Oktober hatten die reichen Geberländer einen
Fahrplan vorgelegt, wie sie ihr Versprechen erfüllen wollen, die
Klimafinanzierung bis 2020 auf ein Niveau von 100 Mrd. US-Dollar pro Jahr
anzuheben. Nach Berechnung der Geberländer erreicht die Unterstützung aus
öffentlichen Mitteln inzwischen knapp 41 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Oxfam dagegen
schätzt, dass der hinter den Zahlen der Geberländer steckende tatsächliche Wert
der Unterstützung unterm Strich eher bei 11 bis 21 Mrd. US-Dollar pro Jahr
liegt, davon 4 bis 8 Mrd. US-Dollar pro Jahr für die Anpassung an den
Klimawandel.
Zwei grundlegende Faktoren führen dazu, dass Oxfam die
tatsächliche Unterstützung für arme Länder deutlich geringer einschätzt als von
den Geberländern berichtet: Zum einen rechnen die meisten Geberländer Mittel
für Projekte der Entwicklungszusammenarbeit, bei denen der Klimaschutz nur
eines von mehreren Zielen ist, großzügig auf ihr Klimakonto an. Zum anderen
führen die Geberländer auch Kredite, Garantien oder Exportkreditversicherungen
in ihren Rechenschaftsberichten auf. Die in den armen Ländern unterm
Strich ankommende Unterstützung ist weitaus geringer als der Nennwert solcher
Instrumente, weil beispielsweise öffentliche Kredite zurückgezahlt werden müssen
und die eigentliche Unterstützung nur in einer etwaigen Zinsvergünstigung
gegenüber einem privatwirtschaftlichen Darlehen liegt.
Die COP22 wird gleichzeitig die erste
Vertragsstaatenkonferenz des Pariser Abkommens (CMA 1) sein, das morgen in
Kraft tritt. Die Ausarbeitung des Regelwerks des Abkommens wird nicht auf der
COP22 abgeschlossen werden, sondern einige Jahre beanspruchen. Dabei geht es
beispielsweise um die Regeln für Art und Umfang künftiger nationaler
Selbstverpflichtungen zum Klimaschutz, für die Berichterstattung der nationalen
Anstrengungen oder etwa zur Frage, wie genau die im Abkommen vorgesehene
regelmäßige Überprüfung der Umsetzungsfortschritte durchgeführt werden soll. Oxfam
weist darauf hin, dass ein Grundproblem bislang ungelöst ist: Ohne eine
deutliche Verschärfung der nationalen Klimaschutzanstrengungen wird das Ziel
des Abkommens, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2° Celsius und
möglichst auf maximal 1,5° Celsius zu begrenzen, bald nicht mehr zu erreichen
sein.
* Download
des „Climate Finance Shadow Report 2016“ >>> hier.
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