Ungewisse Zukunft der Doha-Runde, Ende der Agrar-Exportsubventionen, Widerstand gegen neue Themen
Den USA, der
EU und Japan ist es bei der 10. Ministerkonferenz der WTO nicht gelungen, die Doha-Runde
abzubrechen und neue Themen auf die Agenda zu setzen. Trotz großen Drucks vor
allem von Seiten der USA, der dazu führte, dass die Konferenz im bei der WTO
üblichen Drama um 30 Stunden verlängert werden musste, beharrte die große Mehrheit der Entwicklungsländer darauf, an
den Zwischenergebnissen der Doha-Runde festzuhalten. Die Ministererklärung enthält
keine Kompromissformulierung, sondern beschreibt beide Positionen. Ein Weg, um
die Verhandlungen fortzusetzen, soll daher erst nach der Nairobi-Konferenz
gefunden werden. Bevor neue Themen verhandelt werden, müssen alle Mitglieder der
WTO zustimmen.
Damit
haben die Entwicklungs- und Schwellenländer verhindert, dass sich ein Szenario
wie bei der Doha-Ministerkonferenz vor 14 Jahren wiederholt, als Investitionen,
Wettbewerbsrecht und öffentliche Beschaffung gegen ihren Willen ins
Verhandlungsmandat aufgenommen wurden – um dann nach dem Scheitern der Cancún-Ministerkonferenz
2003 auf Druck der Entwicklungs- und Schwellenländer wieder aufgegeben zu
werden. In Nairobi wurde nicht offen darüber debattiert, welche neuen Themen
verhandelt werden sollen – aus der EU Delegation wurde aber bestätigt, dass
zumindest Investitionen dazu zählen.
● Sofortiges Ende der Exportsubventionen
(mit Ausnahmen): Ein aus entwicklungspolitischer Sicht erfreuliches
Ergebnis ist, dass das sofortige Ende der direkten Exportsubventionen für
landwirtschaftliche Güter beschlossen wurde. Diese werden zwar seit Beginn des
Jahrtausends zwar kaum noch eingesetzt. Viele Industriestaaten, voran die EU, könnten
sie aber jederzeit wieder einzuführen, wenn auch zu hohen politischen Kosten.
Dass dies nun rechtlich unzulässig ist, ist daher ein Fortschritt. Die WTO wäre
nicht die WTO, wenn es von dieser Regel nicht ein paar Ausnahmen gäbe. So
dürfen Kanada, Norwegen und die Schweiz, die einzigen Länder die derzeit
direkte Exportsubventionen für Milchprodukte und verarbeitete Lebensmittel
zahlen, dies bis 2020 weiter tun. Die EU darf die Zuckermarktordnung, die indirekt
Exportsubventionen beinhaltet, bis 2017 beibehalten – wenn sie ohnehin
auslaufen wird. Zusätzlich hat sich die EU auch noch das Recht gesichert, bis
2020 den Export von knapp 100.000 Tonnen Schweinefleisch zu subventionieren.
Dass sie von diesem Recht Gebrauch machen wird, ist angesichts der andauernden
Preiskrise auf dem EU Schweinefleischmarkt zumindest nicht auszuschließen. In
fünf Jahren werden Exportsubventionen allerdings endgültig der Geschichte
angehören.
Für
andere Instrumente, mit denen Exporte gefördert werden, gibt es dagegen kaum
Einschränkungen. Vielmehr wird die gegenwärtige Praxis der USA bei staatlichen
Exportkrediten und Nahrungsmittelhilfe als zulässig festgeschrieben, und für
staatliche Handelsunternehmen gibt es nicht viel mehr als den Appell, nicht
handelsverzerrend zu agieren.
● Unverbindliche Versprechen für
die LDCs: Neben
dem verbindlichen Ende der Exportsubventionen wurden eine Reihe von Maßnahmen
beschlossen, mit denen die am wenigsten entwickelten Länder unterstützt werden
sollen. Weder die besseren Ursprungsregeln noch der bessere Zugang zu den
Dienstleistungsmärkten der Industriestaaten sind rechtlich verbindlich. Zu
anderen entwicklungspolitisch wichtigen Themen wie einem Schutzmechanismus gegen stark
steigende Importe und mehr Rechte für Entwicklungsländer, öffentliche Lager für
Nahrungsmittel betreiben, gab es in Nairobi keine Beschlüsse. Die internen
Agrarsubventionen der Industriestaaten, die aktuell sehr viel größere Effekte
auf die Weltmärkte haben als die wenigen verbleibenden Exportsubventionen,
standen nicht einmal zur Diskussion.
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