Philanthropie: Schaulaufen der Multimillionäre und Grosskonzerne
Die jüngste Ankündigung des
Facebook-Gründers Mark Zuckerberg, 99% seines Vermögens in eine gemeinnützige Stiftung
einzubringen, und auch das Schaulaufen deutscher Superreicher und Großkonzerne
gestern Abend bei „Ein Herz für Kinder“ im ZDF werfen ein bezeichnendes Licht
auf den weltweiten Philanthropie-Boom. Da passt es gut, dass die
entwicklungspolitische Rolle philanthropischer Stiftungen jetzt von einer
Studie, die Brot für die Welt, das Global Policy Forum und Misereor veröffentlicht
haben, kritisch unter die Lupe genommen wird (>>> Philantropic Power and Development: Who shapes the agenda?).
Multimilliardäre
und ihre Stiftungen, allen voran die Bill & Melinda Gates-Stiftung, spielen
eine wachsende Rolle bei der Finanzierung von Entwicklungsprogrammen. Sie haben
aber auch massiven Einfluss auf die Formulierung entwicklungspolitischer
Strategien und ihre Umsetzung auf nationaler Ebene. Jens Martens,
Geschäftsführer des Global Policy Forums und Ko-Autor der Studie, zufolge ist „der Boom privater Stiftungen (…) die Folge
einer Steuerpolitik, die Reiche begünstigt und die Anhäufung privaten Vermögens
von Multimilliardären wie Mark Zuckerberg ermöglicht. Die Kehrseite der
Medaille ist eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und zunehmende
sozio-ökonomische Ungleichheiten. Statt aber Milliardäre allein dafür zu
verurteilen, dass sie einen Teil ihres Vermögens philanthropischen Zwecken
stiften, müssen vielmehr jene Politiker kritisiert werden, die die Anhäufung
von Privatvermögen erst ermöglicht und damit massive Einbußen öffentlicher
Einnahmen in Kauf genommen haben – und weiterhin nehmen.“
Philanthropische
Stiftungen beeinflussen in besonderem Maße den Diskurs, die Forschung und die
Politik im Bereich landwirtschaftlicher Entwicklung und globaler
Ernährungssicherheit, was die Studie schwerpunktmäßig untersucht. „Vor allem
die Rockefeller- und die Gates-Stiftung“, so Bernd Bornhorst, Leiter der
Abteilung Politik und Globale Zukunftsfragen bei Misereor, „sehen Hunger und Unterernährung in
Entwicklungsländern in erster Linie durch einen Mangel an Technologie, Wissen
und Marktzugang verursacht. Sie betrachten technologische Innovationen, dabei
explizit auch die Gentechnik, sowie eine enge Zusammenarbeit mit Lebensmittel-
und Agrarkonzernen als Lösung zur Überwindung des weltweiten Hungers. Dabei
ignorieren sie aber die Rechte der einheimischen Kleinbäuerinnen und
Kleinbauern und tasten die strukturellen Ursachen von Hunger und
Mangelernährung kaum an.“
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