G20 in Brisbane: Miserable Aussichten
Sicher - so
spektakuläre Entscheidungen wie die Ankündigung einer
gesamt-asiatisch-pazifischen Freihandelszone (FTAAP; s. Eintrag von gestern)
oder die gemeinsame Festlegung auf Reduktionsziele in der Klimapolitik durch
die USA und China wird der G20-Gipfel an diesem Wochenende nicht bringen. Aber
sind die G20 – nach eigenem Bekunden das „erste Forum der internationalen
wirtschaftlichen Kooperation und Entscheidungsfindung“ – schon an jenem Punkt
ihres Niedergangs angekommen, der das Verdikt „Forum der Impotenz in der
Weltwirtschaft“ rechtfertigen würde, das die Financial Times schon am Vorabend des Treffens verhängte?
Was
das oberste Ziel der Gastgeber betrifft, wonach die Weltwirtschaft zusätzliche
2% Wachstum bis 2018 erreichen soll, lautet die Antwort Ja. In Zeiten nach
unten korrigierter Wachstumszahlen, weltwirtschaftlicher „Mittelmäßigkeit“
(Lagarde) und einer in Europa drohenden „verlorenen Dekade“ (so
US-Finanzminister Lew) fragt man sich in der Tat, woher dieses zusätzliche
Wachstum kommen soll. Ganz bestimmt nicht von jenem akribisch
zusammengeschriebenen Katalog von „Strukturreformen“, den die Gipfelgastgeber
angeregt haben und der doch nur ein Codewort für weitere Deregulierung ist.
Auch nicht von der groß angekündigten Infrastrukturinitiative, bei der
zusätzliche Investitionen bislang nicht auszumachen sind. Und auch das Vorgehen
gegen die Steuervermeidungsstrategien der Transnationalen Konzerne (>>> Halbherzig gegen aggressive Steuervermeidung) oder gegen die prosperierenden Schattenbanken geht
bislang nicht weit genug, um dem gerecht zu werden, wofür die G20 auf
Gipfelebene einmal angetreten ist.
* W&E berichtet regelmäßig in einer „Rolling Documentation“ über den G20-Gipfel >>> hier.
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