G20 weiter auf dem Weg in die Irrelevanz?
Offizielles Gruppenfoto der G20 Finanzminister |
Der Print-Ausgabe der
Financial Times war das Finanzministertreffen der Gruppe der 20 wichtigsten
Industrie- und Schwellenländer (G20), das an diesem Wochenende in Sydney
stattfand, heuten Morgen nicht einmal mehr einen Artikel wert. Dabei haben sich
die G20 erstmals darauf geeinigt, sich für die kommenden fünf Jahre ein
gemeinsames Wachstumsziel zu setzen. Die Wirtschaftsleistung ihrer Länder, so
hält es das verabschiedete Kommuniqué
fest, soll in dem kommenden Jahrfünft um zusätzlich 2% wachsen. Dies entspräche
2 Billionen US-Dollar und würde „deutlich zusätzliche Jobs“ bringen.
Die
Akzentsetzung aufs Wachstum wurde gelegentlich als politischer Schwenk
interpretiert, nachdem auf den letzten G20-Konferenzen schwerpunktmäßig von Austeritätsmaßnahmen
und von fiskalischer Konsolidierung die Rede war. Doch dies übersieht nicht nur
den weitgehenden symbolischen Charakter der Ankündigung. Die
Wachstumsorientierung dieses Wochenendes beruht nämlich auf einem IWF-Szenario,
wonach ihre Realisierung „aggressive Reformen“ in den G20-Ländern zur
Voraussetzung haben. Dazu sollen u.a. ein Abbau der Regulierungen der
Dienstleistungsindustrie und eine Rückführung der Arbeitsschutzgesetze „um 20%“
gehören sowie die Einführung der freien Konvertibilität der chinesischen
Währung, allerdings auch mehr Investitionen in Überschussländern wie
Deutschland.
Es
ist grundsätzlich zu bezweifeln, ob mit einem Programm, dessen neoliberale Züge
nicht zu übersehen sind, zusätzliches Wachstum erzielt werden kann (einmal ganz
unabhängig von der prinzipiellen Wünschbarkeit). Wichtig ist auch das Wörtchen „zusätzlich“.
Denn die bisherigen Projektionen des IWF sehen bereits ein durchschnittliches globales
Wachstum von 3,25% für dieses Jahr und 4% für 2015 vor – und dies inmitten einer Welt von Risiken. Es
könnte deshalb gut sein, dass das Finanzministertreffen von Sydney – wie die
gesamte australische G20-Präsidentschaft überhaupt – nur eine weitere Station
auf dem Weg der G20 in die Irrelevanz gewesen sein wird (>>> Wie G20-Initiativen verdampfen). Schadenfreude darüber
wäre jedoch fehl am Platze. Denn wenn der G20-Motor stottert, steht derzeit
leider kein ähnlich breit akzeptierter Kooperationsmechanismus für Wirtschafts-
und Währungsfragen zur Verfügung.
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