Im Blickpunkt bei IWF und Weltbank: Gefahrenherd USA
Seit sich die G20 auf ihrem Gipfel in Seoul 2010 auf eine Quotenreform geeinigt
haben, die den Schwellenländern etwas mehr Stimmrechte und zwei zusätzliche
Sitze im Exekutivdirektorium des IWF geben soll, liegt das Projekt nun auf Eis.
Auf der am Wochenende zu Ende gegangenen Jahrestagung der
Bretton-Woods-Institutionen in Washington haben die Entwicklungsländer erneut „zutiefst
bedauert“, dass die Oktober-2012-Deadline für die Reform verstrichen ist und
dass auch die nächste Runde der Quotenüberprüfung (die 15.) nicht wie
vorgesehen bis Januar 2013 abgeschlossen wurde. Die „sehr frustrierten“ G20
beschlossen in Washington jetzt, den Januar 2014 als neuen Zielpunkt für die
15. Quotenüberprüfung anzustreben.
Ein
entscheidender Grund für die Verschleppung der mit so großem Tam-Tam
angekündigten Stärkung der Schwellenländer im IWF ist die Verweigerung der
Republikaner im US-Repräsentantenhaus, weil sie fürchten, dem Fonds könnten
zusätzliche US-Finanzmittel zufließen. Diese Blockade ist zweifellos ein
Ärgernis, weil ohne diese Reform an die Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit
des IWF nicht zu denken ist. Mehr als ein Ärgernis ist freilich die Unfähigkeit
der US-Abgeordneten, sich auf die Anhebung der Schuldengrenzen zu einigen. Diese Blockade der Republikaner birgt die derzeit wohl
größte Gefahr für die Weltwirtschaft, denn sie könnte schon in dieser Woche zum
Default, d.h. zum Bankrott der USA führen.
Bei
den Spitzen von IWF und Weltbank ist die Botschaft angekommen. Christine Lagarde
vom IWF beschwor auf der abschließenden Pressekonferenz am Samstag die Gefahr
eines Rückfalls der Weltwirtschaft in die Rezession. Weltbank-Präsident Jim Yong
Kim sagte, man sei nur Tage entfernt von einem „sehr gefährlichen Moment“. Das
könnte auch für die Entwicklungsländer zu einem „desaströsen Ereignis“ werden.
Wenn die Chefs der Bretton-Woods-Zwillinge die USA kritisieren, sollte dies
aufhorchen lassen. Denn bislang wurden IWF und Weltbank oft zu Recht als
Machtinstrumente ihres größten Anteilseigners USA gegeißelt. Wendet sich jetzt
das Blatt und der Strippenzieher mit Sperrminorität gerät selbst in den Fokus
der Kritik seiner beiden Zöglinge? Das wäre nur angemessen angesichts der Größe
des Gefahrenherds, der da für die Weltwirtschaft entstanden ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen