Global Governance reloaded?
Pascal Lamy (s. Foto) ist ein findiger Mann.Nach
seinem Abtritt als Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO) tauchte er
schnell wieder auf – als Vorsitzender der „Oxford Martin Commission for Future
Generations“. Diese hat in diesen Tagen ihren Report „Now for the Long Term“ veröffentlicht. Der Bericht beklagt
die Kurzfristigkeit („Short-termism“) bei internationalen Entscheidungen und
will den Stillstand der Debatte um die Reform der Global Governance beenden. Zu
ihren Mitgliedern gehören diverse Eminent Persons, von der ehemaligen
chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet bis zum afrikanischen
Vorzeigeunternehmer Mo Ibrahim, von der Chefredakteurin des Hufftington Post bis
zum Nobelpreisträger Amartya Sen oder vom deutschen Unternehmensberater Roland
Berger bis zu Nicholas Stern, der die Öffentlichkeit immer wieder zum Thema
Klimawandel wachrüttelt.
Ob
es allerdings gelingt, die Global-Governance-Debatte vom Fleck zu bringen, darf
bezweifelt werden. Dies nicht so sehr, weil es den Kommissionsmitgliedern an
richtigen Einsichten mangelt. So beklagt Pascal Lamy, den das Thema schon in
seiner Zeit bei der WTO umtrieb, völlig zu Recht: „Die Strukturen und
Institutionen des 20. Jahrhunderts sind schlecht gerüstet für die
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Viele sind entlang überholter
geopolitischer Linien organisiert, wo diejenigen mit abnehmendem Gewicht
unverhältnismäßig viel Macht haben. Viele stark aufstrebende Mächte sind von
Schlüsselentscheidungen ausgeschlossen. Dies muss sich ändern, damit die
Bedürfnisse der Gegenwart und der Zukunft besser reflektiert werden.“
Was
dann allerdings an konkreten Vorschlägen präsentiert wird, ist so wenig
originell und aufregend, dass es ganz bestimmt nicht geeignet sein wird,
versteinerte Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. So soll die internationale
Klimapolitik von C20/C30/C40-Koalitionen aus der Sackgasse geholt werden. Warum
aber Gruppierungen von 20 Ländern, 30 internationalen Unternehmen und 40 Städte
mehr zu Abbremsung des Klimawandels als bestehende Konstellationen tun sollen,
wird nicht ersichtig. Anderes Beispiel: Warum Steuermissbrauch und –vermeidung durch
freiwillige Regelungen effektiver sein sollen, wo doch der Trend jetzt endlich
mal in Richtung auf verbindliche Abmachungen geht, bleibt ebenfalls
schleierhaft. Und die Beseitigung perverser Subventionen des CO2-Ausstoßes
und der Landwirtschaft wird ebenfalls schon so lange gefordert, wie man zurückdenken
kann.
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