Herbstprognosen: Zwischen Zweckoptimismus, Konfusion und Niedergeschlagenheit
Jeden Herbst, wenn
IWF und Weltbank zu ihrer Jahrestagung zusammenkommen, ist auch die Zeit der
weltwirtschaftlichen Prognosen. In diesem Jahr ist das Bild nicht gerade klarer
als in den letzten. Während der Tiger-Index
der Washingtoner Brookings Institutions und der Financial Times die
Weltwirtschaft „zurück auf dem richtigen Weg“ sieht und eine „stetige Erholung“
prognostiziert, verbreitet der neue World Economic Outlook des IWF eher eine pessimistische Stimmung: Die
Weltwirtschaft stehe vor einer längeren Phase niedrigen Wachstums mit
zahlreichen Abwärtsrisiken.
In
der Tat hat der IWF jetzt zum wiederholten Mal seine weltwirtschaftlichen
Vorhersagen nach unten korrigiert: Für das laufende Jahr erwartet er für die Entwicklungsländer jetzt noch
ein Wachstum von 4,5%. Das ist 0,5% weniger als noch im Juli
vorhergesagt. Im April 2012 hatten die IWF-Ökonomen dem Süden der Weltwirtschaft für 2013
noch ein Wachstum von 6% prophezeit. Unter die Räder kam in diesem Sommer auch
das bislang bemühte Bild von der globalen Konjunktur der drei Geschwindigkeiten
mit den Schwellenländern als Lokomotive, den USA im Mittelfeld und der Eurozone
in der Rezession. Mit der wirtschaftlichen Verlangsamung in der
Schwellenländern, dem gemäßigten Anziehen der Konjunktur in den USA und den
ersten Zeichen für eine Erholung in Europa lässt sich jetzt positiv von einem
allmählichen „Rebalancing“ sprechen oder nebulös, wie von IWF-Chefin Lagarde
kurz vor der Jahrestagung, von „multiplen Übergängen“ in der Weltwirtschaft.
Jedenfalls
zeigt sich, wie schwer sich die etablierten Institutionen der ökonomischen
Governance damit tun, die gegenwärtige Etappe der Weltkonjunktur zu
analysieren. Während die Back-on-Track-These des Tiger-Index ziemlich abwegig
ist, sind die Warnungen vor erneuten Rückschlagen jedoch recht konkret: An
erster Stelle steht die Furcht vor einer neuen Panik „der Märkte“, wenn es
nicht gelingt, die Verschuldungsgrenze für die US-Regierung anzuheben und die
immer noch stärkste Wirtschaftsnation der Welt den „Default“ anmelden muss.
Dann kommen die kaum absehbaren weltweiten Spillover-Effekte einer
restriktiveren Geldpolitik der FED. Und schließlich sind da die keineswegs
gebannten Risiken des erneuten Rückfalls Europas und der USA in die Rezession.
Wenn sich die Downside-Risiken verstärken, heißt es im IWF-Outlook, könnten
weltweit 20 Millionen weitere Jobs verloren gehen, in vielen Ländern die
Verschuldung untragbar werden und neue soziale Unruhen ausbrechen. Wahrlich
genug Gründe zur Niedergeschlagenheit.
1 Kommentar:
Lieber Herr Falk,
in seinem Film HOME, sehr sehenswert auch im Kontext dieser Themen hier, bringt der Filmemacher, der französischen Fotograf und Journalist Yann Arthus-Bertrand die Situation auf den Punkt "Es ist zu spät Pessimist zu sein!" und das triffts, oder?
Paul Suchantke
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