9. Oktober 2013

Herbstprognosen: Zwischen Zweckoptimismus, Konfusion und Niedergeschlagenheit

Jeden Herbst, wenn IWF und Weltbank zu ihrer Jahrestagung zusammenkommen, ist auch die Zeit der weltwirtschaftlichen Prognosen. In diesem Jahr ist das Bild nicht gerade klarer als in den letzten. Während der Tiger-Index der Washingtoner Brookings Institutions und der Financial Times die Weltwirtschaft „zurück auf dem richtigen Weg“ sieht und eine „stetige Erholung“ prognostiziert, verbreitet der neue World Economic Outlook des IWF eher eine pessimistische Stimmung: Die Weltwirtschaft stehe vor einer längeren Phase niedrigen Wachstums mit zahlreichen Abwärtsrisiken.


In der Tat hat der IWF jetzt zum wiederholten Mal seine weltwirtschaftlichen Vorhersagen nach unten korrigiert: Für das laufende Jahr erwartet er für die Entwicklungsländer jetzt noch ein Wachstum von 4,5%. Das ist 0,5% weniger als noch im Juli vorhergesagt. Im April 2012 hatten die IWF-Ökonomen dem Süden der Weltwirtschaft für 2013 noch ein Wachstum von 6% prophezeit. Unter die Räder kam in diesem Sommer auch das bislang bemühte Bild von der globalen Konjunktur der drei Geschwindigkeiten mit den Schwellenländern als Lokomotive, den USA im Mittelfeld und der Eurozone in der Rezession. Mit der wirtschaftlichen Verlangsamung in der Schwellenländern, dem gemäßigten Anziehen der Konjunktur in den USA und den ersten Zeichen für eine Erholung in Europa lässt sich jetzt positiv von einem allmählichen „Rebalancing“ sprechen oder nebulös, wie von IWF-Chefin Lagarde kurz vor der Jahrestagung, von „multiplen Übergängen“ in der Weltwirtschaft.




Jedenfalls zeigt sich, wie schwer sich die etablierten Institutionen der ökonomischen Governance damit tun, die gegenwärtige Etappe der Weltkonjunktur zu analysieren. Während die Back-on-Track-These des Tiger-Index ziemlich abwegig ist, sind die Warnungen vor erneuten Rückschlagen jedoch recht konkret: An erster Stelle steht die Furcht vor einer neuen Panik „der Märkte“, wenn es nicht gelingt, die Verschuldungsgrenze für die US-Regierung anzuheben und die immer noch stärkste Wirtschaftsnation der Welt den „Default“ anmelden muss. Dann kommen die kaum absehbaren weltweiten Spillover-Effekte einer restriktiveren Geldpolitik der FED. Und schließlich sind da die keineswegs gebannten Risiken des erneuten Rückfalls Europas und der USA in die Rezession. Wenn sich die Downside-Risiken verstärken, heißt es im IWF-Outlook, könnten weltweit 20 Millionen weitere Jobs verloren gehen, in vielen Ländern die Verschuldung untragbar werden und neue soziale Unruhen ausbrechen. Wahrlich genug Gründe zur Niedergeschlagenheit.

1 Kommentar:

Paul Suchantke hat gesagt…

Lieber Herr Falk,
in seinem Film HOME, sehr sehenswert auch im Kontext dieser Themen hier, bringt der Filmemacher, der französischen Fotograf und Journalist Yann Arthus-Bertrand die Situation auf den Punkt "Es ist zu spät Pessimist zu sein!" und das triffts, oder?
Paul Suchantke