5. September 2013

Neue Kehrtwende des IWF vor dem G20-Gipfel


In einer „Surveillance-Note“ für die Staats- und Regierungschefs der G20 spricht der IWF von einer „gewandelten internationalen Wachstumsdynamik“. Dies ist das verklausulierte Eingeständnis dafür, dass sich Thesen, die noch im Juli dieses Jahres vom Fonds vertreten wurden, über den Sommer als falsch erwiesen haben. Das gilt für die Behauptung einer globalen Konjunktur der „drei Geschwindigkeiten“ ebenso wie die Anrufung der Emerging Markets bzw. der Schwellenländer als dynamischer „Motor“ der Weltwirtschaft. Jetzt heißt es auf einmal, der wirtschaftliche Schwung sei vielmehr für die „fortgeschrittenen Länder“, vor allem die USA, zu prognostizieren, während sich das Wachstum in den wichtigsten Schwellenländern verlangsamt hat. Ein ähnliches Bild der vertauschten Rollen in der Weltkonjunktur zeichnete kürzlich die OECD.

Die erneute Kehrtwende des Fonds ist nicht verwunderlich, blickt man auf die zahlreichen Irrtümer, die in letzter Zeit eingeräumt werden mussten, von der bis zuletzt geleugneten drohenden globalen Finanzkrise über die Unterschätzung der negativen Folgen der Austeritätspolitik in den europäischen Krisenländern bis zur Behauptung eines direkten Zusammenhangs zwischen steigender Staatsverschuldung und nachlassendem Wachstum. Der Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwicklung hat in seinen letzten Vierteljahresberichten zur Weltwirtschaft nicht nur diese Irrtümer aufgespießt, sondern übrigens auch darauf hingewiesen, auf welch wackligen Beinen die These von der dreigeschwindigen Weltkonjunktur und den Schwellenländern als globaler Konjunkturmotor steht. Verwunderlich ist nur das zunehmende Tempo, mit dem der IWF öffentlich Irrtümer einräumen muss, während das prognostizierte Wachstum stets hinter den Erwartungen zurück bleibt.

So findet denn der heute beginnende G20-Gipfel in St. Petersburg vor einem veränderten Panorama statt. Die zu erwartenden Ergebnisse nehmen sich jetzt schon bescheiden aus: Herauskommen könnte ein gewisser Fortschritt im Kampf gegen Steueroasen, wo man sich wahrscheinlich auf das Prinzip des automatischen Informationsaustausches einigen wird. Auch eine neue Initiative zur besseren Regulierung der Märkte für Finanzderivate soll es geben, ebenso wie Vorschläge des Rates für Finanzstabilität (FSB) zur Unterwerfung der Schattenbanken unter neue globale Regeln. Dem Vernehmen nach soll es jedoch dauern, bis aus den Initiativen und Vorschlägen verbindliche und umsetzbare Regeln werden, im Falle der Schattenbanken bis mindestens 2015. Und dabei ist noch gar nicht ausgemacht, ob aus den Vorsätzen globaler Regeln nicht am Ende doch nur nationale oder regionale Regelungen werden, da sich die Interessengegensätze auch im G20-Kreis als stärker als die Gemeinsamkeiten erweisen werden.

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