Neue Kehrtwende des IWF vor dem G20-Gipfel
Die erneute Kehrtwende des Fonds ist nicht verwunderlich,
blickt man auf die zahlreichen Irrtümer, die in letzter Zeit eingeräumt werden
mussten, von der bis zuletzt geleugneten drohenden globalen Finanzkrise über die
Unterschätzung der negativen Folgen der Austeritätspolitik in den europäischen
Krisenländern bis zur Behauptung eines direkten Zusammenhangs zwischen
steigender Staatsverschuldung und nachlassendem Wachstum. Der Informationsbrief
Weltwirtschaft & Entwicklung hat in seinen letzten Vierteljahresberichten zur Weltwirtschaft nicht nur diese Irrtümer
aufgespießt, sondern übrigens auch darauf hingewiesen, auf welch wackligen
Beinen die These von der dreigeschwindigen Weltkonjunktur und den
Schwellenländern als globaler Konjunkturmotor steht. Verwunderlich ist nur das
zunehmende Tempo, mit dem der IWF öffentlich Irrtümer einräumen muss, während
das prognostizierte Wachstum stets hinter den Erwartungen zurück bleibt.
So findet denn der heute beginnende G20-Gipfel in St.
Petersburg vor einem veränderten Panorama statt. Die zu erwartenden Ergebnisse
nehmen sich jetzt schon bescheiden aus: Herauskommen könnte ein gewisser
Fortschritt im Kampf gegen Steueroasen, wo man sich wahrscheinlich auf das
Prinzip des automatischen Informationsaustausches einigen wird. Auch eine neue Initiative zur besseren Regulierung der Märkte für Finanzderivate soll es geben, ebenso wie Vorschläge des Rates für Finanzstabilität
(FSB) zur Unterwerfung der Schattenbanken unter neue globale Regeln. Dem
Vernehmen nach soll es jedoch dauern, bis aus den Initiativen und Vorschlägen
verbindliche und umsetzbare Regeln werden, im Falle der Schattenbanken bis
mindestens 2015. Und dabei ist noch gar nicht ausgemacht, ob aus den Vorsätzen
globaler Regeln nicht am Ende doch nur nationale oder regionale Regelungen
werden, da sich die Interessengegensätze auch im G20-Kreis als stärker als die
Gemeinsamkeiten erweisen werden.
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