29. August 2013

Zwischen Jackson Hole und St. Petersburg: Waehrungspolitik? Fehlanzeige!


Währungen unter Druck

Die Welt ist zu einem endlosen Zyklus von Spekulationsblasen, Finanzkrisen und Währungszusammen-brüchen verdammt und sollte sich daran gewöhnen. Das war einem Bericht der Financial Times zufolge der Konsens unter den Zentralbankern, die sich Ende letzter Woche zu ihrem alljährlichen Get-together in Jackson Hole/USA versammelt hatten. Die gesamte Debatte, so der Autor, sei bestimmt gewesen von einer fatalistischen Akzeptanz des Status quo und dem Verzicht auf jeglichen Ehrgeiz bei der Reform des internationalen Finanzsystems. Wenn dies zutrifft, ist das kein gutes Omen für den G20-Gipfel, der nächste Woche am 5./6. September in St. Petersburg stattfinden soll. Denn die Zentralbanker sitzen dort mit am Tisch.

Dabei ist der Abwertungsdruck, der gegenwärtig auf vielen Schwellenländern lastet (s. Grafik), eine drastische Erinnerung daran, wie notwendig es wäre, endlich eine Reform der internationalen Währungs(un)ordnung in Angriff zu nehmen. Denn seit das System der festen Wechselkurse von Bretton Woods 1971 aufgegeben und der Volatilität freier Lauf gelassen wurde, bleibt den Staaten im Kampf gegen die Instabilität der Währungen nur die Selbstversicherung durch die Bildung von Währungsreserven (um gegebenenfalls in den Märkt intervenieren zu können) oder der Griff zu Kapitalverkehrskontrollen oder aber Phlegma und Nichtstun. Dass auch Kapitalverkehrskontrollen wenig ausrichten können, wenn sie halbherzig und dilettantisch angegangen werden, hat Indien soeben vorexerziert. (Auch nach der Begrenzung des Abflusses von heimischem Kapital, hat die Rupie weiter an Wert verloren, und zwar im Rekordtempo.)

Die Fehler des internationalen Währungssystems sind also älter als die aktuellen Währungsprobleme der Schwellenländer. Ein kardinales Problem ist, dass das derzeitige System keinerlei Handhabe bietet, um Überschussländer zu Korrekturen zu zwingen. Ein weiteres liegt darin, darin, dass die wichtigste internationale Reservewährung immer noch eine nationale Währung, der US-Dollar, ist. Einzig die FED entscheidet deshalb über die Menge, in der diese Währung zur Verfügung steht. Und wenn die Weltwirtschaft wie derzeit insgesamt schneller wächst als die US-Wirtschaft, verstärkt sich die Tendenz zur Verknappung internationaler Liquidität zusätzlich.

Zur Lösung dieses Problems stehen schon länger Lösungen bereit, die sich mit dem Namen Keynes verbinden: die Schaffung eines internationalen Reservesystems mit Regeln für die Bewertung nationaler Währungen (im Verhältnis zu den internationalen Reserven) und Sanktionsmechanismen gegen Defizit- und Überschussländer. Nach der jüngsten globalen Finanzkrise wurden mehrere solcher Vorschläge zur Stabilisierung der globalen Finanzen auf den Tisch gelegt, etwa von der Stiglitz-Kommission. In einem neuen Buch (>>> Against the Consensus) unterbreitet jetzt auch der ehemalige (und erste) chinesische Chefökonom der Weltbank, Justin Yifu Lin, einen Vorschlag zur Schaffung einer solchen globalen Reservewährung (in Form von Papier-Gold – „p-gold“). Es wäre an der Zeit, solche Alternativen zu dem jetzigen Chaos-System wieder hervorzuholen. Doch weder auf die Zentralbanker noch auf die G20 kann man dabei setzen.

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