Frauenpolitik. Ein weltweiter Imperativ!
Ein
Kommentar von Barbara Unmüßig und Ute Koczy zum Internationalen Frauentag
Gewalt gegen Frauen ist Alltag – überall auf der Welt.
Das Attentat auf eine Schülerin in Pakistan oder die brutale Vergewaltigung und
Ermordung einer jungen Frau in Indien schaffen es ab und an in die Schlagzeilen
der Weltöffentlichkeit. Doch viel zu oft folgt auf den medialen Aufschrei:
Nichts. Viel zu wenig werden die strukturellen Ursachen von Armut und Gewalt,
die Machtunterschiede und Dominanzverhältnisse thematisiert. Mangelnde Rechte,
kaum Zugang zu Ressourcen oder fehlende politische Partizipation von Frauen
blockieren die Wege zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft. Ein Zustand,
der auch die deutsche Entwicklungspolitik zum energischen Handeln auffordert.
Armut ist weiblich
Frauen stellen mit 70 Prozent das Gros der weltweit 1,4
Milliarden armen Menschen. Sie haben einen schlechteren Zugang zu Bildung, ihre
rechtliche Stellung ist vielerorts prekär und sie leben unter unsichereren
Einkommensverhältnissen – allesamt Ursachen, aber auch Wirkung von Armut. In
der Politik sind sie unterrepräsentiert, auch wenn in vielen Ländern Quoten die
politische Partizipation von Frauen verbessert haben. Frauen leisten laut
UNICEF mit 66 Prozent den größeren Anteil der Arbeit weltweit und produzieren
50 Prozent der Nahrungsmittel, in Entwicklungsländern ist diese Zahl sogar noch
höher. Doch gleichzeitig besitzen Frauen nur zehn Prozent des weltweiten
Einkommens und verfügen über lediglich ein Prozent des globalen Zugangs zu
Ressourcen, inklusive zu Land und Krediten. Das betrifft Ressourcen, wie
Saatgut und Dünger, aber auch Dienstleistungen, wie landwirtschaftliche
Beratung.
Die UN-Agrarorganisation (FAO) stellt in ihrem
Jahresbericht (2010/11) „The State of Food and Agriculture“ fest, dass eine
Balance der Geschlechterverhältnisse dazu führen könnte, dass Frauen den Ertrag
auf ihren Farmen um 20 bis 30 Prozent steigern. In Entwicklungsländern würde
dies die Produktivität in der Landwirtschaft um 2,5 bis 4 Prozent erhöhen.
Allein dadurch könnte die Zahl der Menschen, die weltweit Hunger leiden, um 12
bis 17 Prozent reduziert werden. Deswegen müssen Strategien, die Armut
überwinden sollen, darauf abzielen, die Rechte von Frauen zu stärken, ihre
(Zugangs-)Chancen zu erhöhen und die Machtunterschiede zwischen den
Geschlechtern zu verringern.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (BMZ) hat sich die Bekämpfung der Armut, die Förderung der Demokratie
und den Einsatz für Menschenrechte als Kernziele auf die Fahnen geschrieben.
Die Bundesregierung gibt über sechs Milliarden Euro pro Jahr für
Entwicklungszusammenarbeit aus. Doch nimmt sie dabei die massive
Geschlechterungleichheit in den Fokus? Forciert sie Programme, die helfen die
Rechte von Frauen zu verbessern? Will sie die politische und ökonomische
Partizipation von Frauen stärken? Wenn es doch offensichtlich ist, dass Armut
weiblich ist, dann müssen die Ursachen deutlich angeprangert und Frauen- und
Geschlechterpolitik zum Imperativ einer menschenrechtsorientierten
Entwicklungspolitik werden.
BMZ: Ignoranz und Verschleppung statt Priorisierung
Als der jetzige Entwicklungsminister Niebel sein Amt
antrat, nahm dieser Imperativ gerade ein wenig Gestalt an – um flugs wieder
versenkt zu werden. Bereits im ersten Jahr kürzte Niebel ausgerechnet die
Mittelzusagen, die auf Gleichberechtigung in Entwicklungs- und Schwellenländern
abzielen, um über 30 Millionen auf 55,4 Millionen. Eine bis 2010 existierende
Vorgabe im BMZ-Haushalt, die bestimmte Mittelzusagen für die Umsetzung von
Gender-Mainstreaming und Frauenförderung in der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit festlegte, schaffte er wieder ab. Einiges blieb
einfach liegen: Ende vergangenen Jahres ist der Genderaktionsplan für die
Entwicklungspolitik abgelaufen – eine Neuauflage lässt auf sich warten…
* Den vollständigen Beitrag lesen Sie >>> hier.
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