Finanzmarktreformen: Die im Dunkeln sieht man nicht
Spät,
aber immerhin, ist jetzt auch das Thema Schattenbanken auf der Agenda der
globalen Finanzmarktreformen. Allerdings lässt der vor etwa einem Monat
veröffentlichte Bericht des Financial Stability Board (FSB), der als Rahmen der
Diskussion in den nächsten Monaten dient, keine großen Sensationen erwarten,
wie Peter Wahl (WEED) in einer Bilanz der Reregulierung der Finanzmärkte zum
Jahresende im Informationsbrief Weltwirtschaft & Entwicklung schreibt (>>> W&E 12/Dezember 2012).
Wenig
Sensationelles wohl auch deshalb, weil mit der Veröffentlichung des Initial Integrated Set of Recommendationsto Strengthen Oversight and Regulation of Shadow Banking am 18. November
sogleich die Diskussion darüber losbrach, welche Schattenbanken eine
wirtschaftliche sinnvolle Rolle spielen und welche nicht. Insgesamt schätzt das
FSB die Größe dieses Sektors auf 67 Billionen US-Dollar, was 111% der globalen
Wirtschaftsleistung entspricht (s. Grafik). Durch die Finanzkrise ist das
Wachstum des Schattenbanksektors zwar abgebremst worden, aber nicht gänzlich
zum Stillstand gekommen.
Wird
jetzt argumentiert, dass die Aktivitäten der Schattenbanken teilweise
volkswirtschaftlich nützlich sind (etwa weil sie Kapital für investive Zwecke
mobilisieren), dann ergibt sich natürlich ein breites Einfallstor für
Bestrebungen der Finanzmarktlobby, die Regulierung dieses Sektors auf ein
Minimum zu begrenzen. Dabei zielt das FSB mit seinen bisherigen Vorschlägen
ohnehin lediglich auf die Regulierung der Beziehungen des formellen Bankensektors
mit den Schattenbanken, um erstere vor Ansteckungsgefahren abzuschirmen.
Anders
dagegen die jüngsten Vorschläge von Attac zur Neuregulierung der Finanzmärkte. Danach wären sämtliche
bankähnlichen Geschäfte zu regulieren, und Banken dürften nur noch mit Finanzinstituten
Geschäftsbeziehungen unterhalten, die einer Mindestregulierung unterworfen
sind. Unregulierten Schattenbanken wie Zweckgesellschaften, Private Equity Fonds
und Hedgefonds ohne Banklizenz würde damit der Boden entzogen. – Überhaupt ist
das neue Attac-Papier bemerkenswert, weil es in der aktuellen Debatte in
Deutschland, die stark wahlkampfgeprägt ist, Vorschläge unterbreitet, die über
vieles hinausgehen, was inzwischen fast schon zum Mainstream geworden ist,
wenngleich auch dieses noch auf seine Realisierung wartet.
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