Stiglitz und Charlton fordern Recht auf Handel
Joseph E. Stiglitz |
Der
Report „The Right to Trade” geht
explizit davon aus, dass sich die mit der bisherigen Aid-for-Trade-Politik im
Rahmen der WTO verbundenen Hoffnungen nicht erfüllt haben. Die in diesem
Zusammenhang bereitgestellten Mittel waren weder zusätzlich (zur regulären
Entwicklungshilfe) noch vorhersagbar und effizient. Ohne Zusätzlichkeit sei
Aid-for-Trade jedoch lediglich eine andere Form der Konditionalität, die die Wirksamkeit
von Hilfsprogrammen behindere. Mehr noch: Aid-for-Trade sei zu einem Ersatz für
eine wirkliche Reform der Welthandelssystems geworden.
Nach
Stiglitz und Charton muss eine entwicklungsorientierte multilaterale Liberalisierungsagenda
einen alternativen Mechanismus schaffen, der Ungleichgewichte im globalen
Handelssystem beseitigt und dafür sorgt, dass dieses System im Interesse der
Menschen zu funktionieren. Dies könne erreicht werden, wenn die WTO ihren
Streitschlichtungsmechanismus durch ein „Recht auf Handel“ ergänzt. Ein solcher
Mechanismus würde gegen ein fortgeschrittenes Land in Anwendung gebracht, sobald
drei Bedingungen erfüllt sind:
* wenn
eine Gruppe von armen Menschen in einem Entwicklungsland identifiziert werden
kann, die von einer besonderen Handels- oder handelsbezogenen Politik spürbar
und direkt betroffen ist;
*
wenn diese Politik die wirtschaftliche Entwicklung dieser Gruppe nachweisbar
behindert; und
*
wenn diese Politik die Fähigkeit der Gruppe einschränkt, Handel zu treiben oder
Vorteile aus dem Handel zu ziehen.
In
Ergänzung dazu soll die vorgeschlagene Global
Trade Facility, die durch Geldmittel aller Geberländer gespeist würde,
Ressourcen bereitstellen, um die Entwicklungsländer bei der Nutzung des
Streitschlichtungsmechanismus zu unterstützen und optimale Vorteile aus der
Durchsetzung von Marktzugangsrechten zu ziehen. Das Finanzierungsvolumen soll
0,05% des BIP der fortgeschrittenen Industrieländer betragen, was gerade mal 7%
der insgesamt versprochenen Entwicklungshilfe (0,7% des BIP) wäre.
Institutionell soll der Fonds bei der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung
(UNCTAD) angesiedelt werden. Ähnlich wie die Globale Umweltfazilität (GEF) bei
der Weltbank ist jedoch daran gedacht, dass das GTF-Sekretariat völlig
unabhängig von der UNCTAD agieren kann.
Vorschläge
dieser Art sollten sehr willkommen sein, da mit der Sackgasse der Doha-Runde
innerhalb der WTO auch die Diskussion über die Reform des multilateralen
Handelssystems ins Stocken geraten ist. Auch von dem diesjährigen Public Forum
der WTO dürften jedoch kaum Impulse zur Wiederbelebung dieser Debatte ausgehen.
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