Neue Modelle? Altes FDI-Mantra neu aufgelegt
In ausländischen Direktinvestitionen (FDI) liegt die Zukunft des Arabischen Frühlings. Das jedenfalls verspricht eine Studie, die heute von der OECD und dem World Economic Forum veröffentlicht wurde. Doch die Verfasser predigen nicht einfach, mehr FDI ins Land zu locken. FDI in Nordafrika und dem Nahen Osten müssen diversifiziert werden – weg von der Öl- und Gasindustrie – hin in Bereiche, die arbeitsintensiver sind, so die Hauptthese. Trotz eines jahrzehntelangen Wachstums der FDI in Nordafrika und dem Nahen Osten – zwei Drittel fließen in den kapitalintensiven Hydrokarbon-Sektor – leidet die Region nach wie vor unter hohe Arbeitslosigkeit, vor allem unter Jugendlichen, bei denen die Rate in manchen Ländern 40% überschreitet.
Die Autoren der Studie argumentieren, dass die Politik der Anlockung von FDI gezielter werden müsse, was nicht grundsätzlich falsch ist. Sie weisen darauf hin, dass die Neuerrichtung von Betrieben mehr Beschäftigung schafft als Firmenzusammenschlüsse und –aufkäufe. Der positive Beschäftigungseffekt sei bei arbeitsintensiven Sektoren der verarbeitenden Industrie deutlich größer als im Rohstoffsektor. Sie beklagen, dass vorhandene Qualifikationen und der Bedarf der Industrie oft nicht zusammenpassen.
Das alles stimmt. Doch ist dies lediglich das alte FDI-Mantra neu aufgelegt. Denn gerade Länder wie Tunesien, in denen der Arabische Frühling seinen Ausgang nahm, waren schon vorher ausgebaute Produktionsplattformen ausländischer Unternehmen, z.B. der Textilindustrie. In ihnen produzierten Tauschende, vor allem Frauen, an den verlängerten Werkbänken Europas. Und doch änderte dies nichts an der Massenarbeitslosigkeit.
FDI können eine Rolle spielen, aber nur, wenn sie eingebettet sind in eine Entwicklungsstrategie, die das Primat auf die Entwicklung der Binnenwirtschaft legt. Einfach nur die Schleusen für ausländisches Kapital zu öffnen, wird die Probleme nicht lösen. Das zeigt aber auch, dass es nicht einfach darum gehen kann, neue Modelle am Reißbrett zu entwerfen. Entwicklung ist nur als eigenständiger Prozess denkbar. Ratschläge von außen – und kommen sie auch aus Davos – sind immer nur von begrenztem Wert.
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