29. Januar 2010

Davos: Angst vor Währungsturbulenzen

Heute Morgen meinte ein BBC-Korrespondent, die Sarkozy-Rede (>>> Bravo, Sarko!) sei nur der Versuch, sich nach dem Vorstoß von Präsident Obama in der letzten Woche wieder als oberster Reformer der Weltwirtschaft zu positionieren. Na und? Es ist doch großartig, wenn die Herrschaften einmal um die besten Reformvorschläge konkurrieren, anstatt den Wettlauf in den Abgrund zu organisieren! Sarkozy hatte in seiner Eröffnungsrede auch die letzten Äußerungen Gordon Browns zu Managerboni und Finanztransaktionssteuer unterstützt. Den Chefkommentator der Financial Times (FT), Martin Wolf, veranlasste das zu der Feststellung: Wenn die französische und die britische Regierung in solchen Fragen einmal übereinstimmen, wissen wir, dass wir in einer neuen Zeit angekommen sind.


Die FT-Kolumnistin Gillian Tett attestierte dem französischen Präsidenten mit seiner Forderung nach einem neuen Weltwährungssystem sogar einen besonderen Instinkt für die kommenden Themen. In 2010/2011 werde es nicht mehr so sehr um Bonuszahlungen gehen, als vielmehr um die Volatilität der Währungen. Zur Unterstützung zitierte sie den Stellvertretenden Gouverneur der chinesischen Zentralbank, Zhu Min: „Für mich ist das größte Risiko in diesem Jahr der Carry Trade mit dem Dollar. Schätzungen zufolge beläuft sich dieser Handel inzwischen auf massive 1.500 Mrd. Dollar – viel mehr als der Carry Trade mit dem Yen (im letzten Jahrzehnt).“

In der Tat könnte das enorme Wachstum des Carry Trade auf die nächste Blase hindeuten, deren Platzen erhebliche Währungsturbulenzen auslösen dürfte. Bei der aktuellen Carry-Trade-Welle borgen sich die Anleger massenweise US-Dollars zu niedrigen Zinsen, um sie andernorts, meist in Schwellenländern wie Brasilien, mit höherer Rendite anzulegen. Die Differenz zwischen den unterschiedlichen Renditen ist ein fast todsicherer Spekulationsgewinn. Kritisch wird es allerdings dann, wenn sich die Verhältnisse ändern, z.B. wenn der Dollar-Kurs wieder steigt (was er seit ein paar Wochen bereits tut) oder wenn die amerikanische Notenbank von ihrem Niedrigzinskurs abgeht. Dann setzt der große Run zurück in den Dollar ein. – 2011 würde dann ziemlich sicher zum Jahr der Währungsvolatilität.

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