FT/IFC: Schindluder mit Nachhaltigkeitspreisen
In der letzten Woche verliehen die Financial Times und der Privatsektorarm der Weltbank IFC („International Finance Corporation“) in London erneut ihre sog. Nachhaltigkeitspreise für Banken, die sog. “Sustainable Banking Awards". In diesem Jahr stand auch die Deutsche Bank auf der Liste der Preisempfänger – ein Skandal, wie kritische Aktionäre und Umweltaktivisten meinen. Mit dem Preis sollen Banken ausgezeichnet werden, die bei der Integration von Sozial- und Umweltaspekten in ihre Geschäftspraktiken innovative Wege gehen. Das treffe auf die Deutschen Bank eindeutig nicht zu – weder auf ihre Geschäftsrichtlinien noch auf ihre Praxis, meinte Markus Duffner vom Dachverband Kritische Aktionäre anlässlich der Preisverleihung.
Vergleichsstudien zu Banken, wie z.B. der "Mind the Gap"-Bericht des NGO-Netzwerkes BankTrack, stellen der Deutschen Bank ein schlechtes Zeugnis aus. Im Vergleich mit Nachhaltigkeitsbemühungen von 45 Großbanken schnitt die Deutsche Bank sehr schlecht ab; sie gehört zu den internationalen Schlusslichtern auf dem Gebiet der Umwelt- und Sozialstandards. Anders als viele ihrer internationalen und mittlerweile auch nationalen Wettbewerber weigert sie sich bis heute, hochwertige Sektorstandards einzuführen oder ihre Umweltrichtlinien auch nur zu veröffentlichen, so Barbara Happe von der Umweltorganisation urgewald.
Die fehlenden Standards schlagen sich in der Finanzierungspraxis nieder. So finanziert die Deutsche Bank Unternehmungen wie die Bergbaugiganten Vedanta und Freeport, die ihren Abraum einfach ins Meer kippen oder systematisch Umweltgesetze brechen. „Bei anderen Finanzdienstleistern stehen diese Konzerne deshalb längst auf dem Index", sagt Esther Vandenbroucke vom Netwerk Vlaanderen, das im letzten Jahr eine Studie zu gefährlichen Bankengeschäften veröffentlicht hat.
Das “grüne Image" der Deutschen Bank erhält aber auch im eigenen Land immer tiefere Risse. Aktuell plant die Bank die Finanzierung des Kohlekraftwerks Mainz-Wiesbaden. Das Kohlekraftwerk würde 750mal soviel CO2 ausstoßen wie durch den Umbau der Banktürme in Frankfurt eingespart wird. Kein Wunder, dass Nachhaltigkeitspreise dieser Art längst unter der Rubrik PR-Bemühungen abgelegt werden.
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