G20: Klimafeindlicher Kuhhandel in Osaka?
Die japanische Präsidentschaft
will aus dem G20-Gipfel, der am kommenden Freitag in Osaka/Japan beginnt,
unbedingt einen handelspolitischen Erfolg machen. Was dies – sofern denn
ein Deal zustande kommt – bedeuten könnte,
kann man jetzt an dem Gerangel um den Kommuniqué-Entwurf des Gipfels ablesen.
Wie jetzt der Financial Times bekannt
wurde, sind aus dem Entwurf die Begriffe „global warming“ und „Dekarbonisierung“
gestrichen worden, während die Bedeutung des Pariser Klimagipfels weiter
heruntergespielt wird. Hintergrund ist einerseits der Druck der USA und
andererseits die Bereitschaft Japans, sich dem zu beugen, um die
Trump-Administration für eine Mäßigung ihrer protektionistischen Politik und
ihres Handelskriegs zu gewinnen.
Ob
ein solcher handelspolitischer Erfolg zustande kommt und was er über einen
fragwürdigen Kuhhandel hinaus bedeuten könnte, ist unklar. Viel spricht jedoch
dafür, dass Trump, der sich am Rande des Gipfels mit dem chinesischen
Präsidenten Xi treffen will, einem neuen „Waffenstillstand“ im Handelskrieg
nicht bloß deshalb zustimmen wird, weil das G20-Kommuniqué klimapolitisch
verwässert wird. Soeben hat die Welthandelsorganisation (WTO) in einer neuen Studie darauf hingewiesen, dass die von
G20-Staaten im letzten halben Jahr verhängten neuen importrestriktiven Maßnahmen 3,5
mal so hoch sind wie im Mai 2012, als mit der Beobachtung des
G20-Protektionismus begonnen wurde. Nur im Halbjahr zuvor waren sie höher. Genau
genommen waren von Oktober 2018 bis Mai 2019 335 Mrd. Dollar des Welthandels
betroffen, das halbe Jahr davor waren es 480,9 Mrd. Dollar. Für den
WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo geht damit der stabile Trend, indem sich
die G20-Mitglieder protektionistischen Maßnahmen weitgehend enthielten, zehn Jahre
nach der Finanzkrise definitiv zu Ende. Die Folgen werden wachsende Unsicherheit, weniger
Investitionen und eine weitere Abschwächung des Welthandels sein.
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