G20: Gipfelmanagement auf Kosten der Substanz
Einheitsshow ohne Substanz |
Wenn der G20-Gipfel
an diesem Wochenende in Osaka etwas gezeigt hat, dann dass die Paradoxien in
der Welt der G20 zunehmen. Da klagte am Samstag der chinesische Präsident Xi
die reichen Länder an, dass ihre Zuflucht zum Protektionismus „die globale Handelsordnung
zerstört“. Wie als vorausschauende Bestätigung hatte zuvor der russische
Präsident Putin den Liberalismus für „obsolet“ erklärt. Hernach trafen sich
dann der westliche Oberprotektionist Trump und Xi zu dem heiß erwarteten
Treffen, das – ähnlich wie der Waffenstillstand im Handelskrieg am Rande des
G20-Gipfels in Argentinien – zu einer Dämpfung der handelspolitischen
Spannungen zwischen den beiden größten Ökonomien führen sollte. Es kam zustande;
aber die im Mai abgebrochenen Verhandlungen sollen erst wieder aufgenommen und
können jederzeit wieder abgebrochen werden, wenn es die Launen eines Trump
erfordern.
In
ihrer „spontanen“ Reaktion auf den Gipfel schrieben die Civil 20 (C20), die
sich als Sprecher der globalen Zivilgesellschaft begreifen, neben vielen
Banalitäten, die Entgegensetzung „Protektionismus – Freihandel“ sei falsch, in
Wirklichkeit gehe es um „neoliberalen Marktfundamentalismus versus
Nachhaltigkeit für die Menschen und den Planeten“. Ungeachtet dieser treffenden
Bemerkung ist die zum Ende des Gipfels herausgegebene „Leaders‘ Declaration“
die substanzloseste in der G20-Geschichte. Zum Handel fehlt das frühere Bekenntnis
des Kampfes gegen den Protektionismus. Dafür werden Prinzipien aufgelistet,
denen kaum jemand widersprechen kann: Freiheit, Fairness, Nichtdiskriminierung,
offene Märkte und ein Spielfeld für alle Handelsteilnehmer „auf Augenhöhe“.
Selbst das Bekenntnis zur dringenden Reform der WTO ist hohl, da doch erst
einmal geklärt werden müsste, was unter einer solchen „Reform“ zu verstehen
ist.
Der
Klimaschutz ist mit dem Osaka-Gipfel noch mehr ins Hintertreffen geraten. Zum
dritten Mal wurde jetzt der Trick angewendet, dass 19 G20-Länder sich zum
Pariser Abkommen bekennen, während auch die Sabotage des Abkommens durch die
USA ins Kommuniqué geschrieben wird. Die Financial Times hat schon recht mit
ihrer Bemerkung, dass die G20 besser geworden sind im Management der
Störmanöver durch die USA, aber dies nur auf Kosten der Substanz. Die Zukunft
der G20 erscheint nach diesem Gipfel in düsterem Licht denn je: 2020 liegt die
Präsidentschaft bei den Klimafeinden in Saudi Arabien, 2021 bei Italien (mit
welcher Regierung auch immer) und 2022 bei Indien. Na, letzteres könnte dann
doch ein Hoffnungsschimmer sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen