Lighthizer: Wie Trumps Mann beim WTO-Ministerial agiert
US-Handesbeauftragter Lighthizer |
Gastblog von Tobias
Reichert, z.Zt. Buenos Aires
Nach der mit großem
Pomp und unter Anwesenheit aller Präsidenten des Mercosur abgehaltenen
Eröffnungszeremonie begannen am gestrigen Montag die offiziellen Verhandlungen
der 11. Ministerkonferenz. Das normalerweise bedeutungslose Plenum, in dem
Handelsminister oder andere Delegationsleiter vorbereitete 3-Minuten-Statements
verlesen, erhielt dabei ungewohnte Aufmerksamkeit. Der Grund dafür war, dass
der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer fast zu Beginn des Plenums zu Wort
kam. Delegierte und Beobachter erwarteten Hinweise darauf, ob und wie weit die
USA bereit sind, sich an den Verhandlungen in Buenos Aires und in Folge der WTO
insgesamt zu beteiligen. Zumindest im Vergleich zu seinem direkten Vorgesetzten
bemühte sich Lighthizer dabei um eher diplomatische Töne. Die WTO sei eine
wichtige Organisation die viel Gutes für die Welt und die USA tun könne.
Allerdings gebe es aus Sicht der USA auch eine Reihe von Problemen, die
angegangen werden müssten, damit sie ihre Relevanz erhalten könnte.
So
habe sich die Funktion von den Verhandlungen auf den Klagemechanismus
verschoben. Viele Länder erhofften sich von einer Beschwerde bei der WTO
bessere Ergebnisse als von Verhandlungen. Der in der Rede nicht erwähnte
Hintergrund ist der Vorwurf, insbesondere das Berufungsgremium (Appellate Body -
AB) der WTO überschreite seine Kompetenzen und schaffe neue Rechtsnormen statt
die bestehenden auszulegen. Daher blockieren die USA (schon in der Amtszeit
Obamas) die Berufung neuer Mitglieder in den AB, was dessen Handlungsfähigkeit
bedroht. Bei den anderen WTO-Mitgliedern löst das zunehmend Empörung aus.
Etwas
inkonsistent (und darin ganz auf Trump-Linie) forderte Lighthizer zugleich,
dass bestehende WTO-Regeln besser eingehalten werden müssten. Dabei hob er
allerdings die Punkte Notifizierung und Transparenz hervor. In der Tat kommen
viele Mitgliedstaaten ihrer Verpflichtung, Informationen über Zölle und
Subventionen regelmäßig an die WTO zu übermitteln, oft nur mit großer
Verspätung nach. Die USA haben sich dabei in der Vergangenheit selbst nicht als
großes Vorbild hervorgetan. Was vor allem für Opposition sorgt, ist der nicht
in Lighthizers Rede nicht enthaltene, aber in die Verhandlungen eingebrachte Vorschlag,
wie die Transparenz verbessert werden soll. WTO-Mitglieder, die ihren
Notifizierungspflichten wiederholt nicht nachkommen, sollen zunächst von
Kooperationsprogrammen der WTO ausgeschlossen und dann Rede- und sogar
Stimmrecht einbüßen.
Ähnlich
„explosiv“ – so ein Handelsdiplomat in Buenos Aires – sind die US-Forderungen
zur Vorzugsbehandlung der Entwicklungsländer. Diese kommt – in verringertem
Umfang – tatsächlich reichen Ölstaaten wie Qatar und Saudi-Arabien oder neu
industrialisierten Ländern wie Südkorea, Singapur und Taiwan zu Gute – wobei
letztere sie kaum in Anspruch nehmen. Den USA geht es aber vor allem darum,
große und wirtschaftlich erfolgreiche Schwellenländer vor allem China, auch
Brasilien und Indien, von jeglicher Vorzugsbehandlung auszuschließen. Die
Tatsache, dass dort gerade in der Landwirtschaft noch massive von Armut und
auch Unterernährung bestehen, ignorieren sie dabei bewusst. Ebenfalls auf China
zielt die Forderung, die WTO solle sich wirksamer um Fragen wie Überkapazitäten
und die Rolle von staatseigenen Unternehmen kümmern.
Anders als in anderen
multilateralen Foren wie dem UN-Klimaabkommen bewegen sich die USA zumindest
auf einer ähnlichen Faktengrundlage wie die übrigen Mitglieder. Die auch schon
im Vorfeld der Ministerkonferenz eingebrachten Themen werden auch von anderen
Ländern als reale Probleme anerkannt. Auf Ablehnung stößt, dass die USA
fordern, dass sie zuerst gelöst werden müssten, bevor über die Prioritäten der
anderen Mitglieder verhandelt wird. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, wie
hart die US-Delegation auf ihrer Linie besteht.
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