Weltbank-Chef Kim: Zweifelhafter Kapitalhunger
Dass es dem neuen und alten Präsidenten der Weltbank, Jim Yong Kim, an
Chuzpe mangelt, lässt sich nun wirklich nicht sagen. Kaum war Kim ohne
Gegenkandidaten für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt worden, trat er mit der
Bitte um eine Kapitalerhöhung vor die Delegierten der Jahrestagung von IWF und
Weltbank. Dabei trug das „Auswahlverfahren“ für den Weltbank-Präsidenten erneut
alle Anzeichen eines Hinterzimmer-Deals und war alles andere als offen und
qualifikationsbasiert, wie das regelmäßige Versprechen der stärksten
Anteilseigner der Bank für die Besetzung der Führungsposition lautet – nur halt
beim nächsten Mal erst solle so verfahren werden. Diesmal war der Vorgang nicht
nur geheimnisumwittert wie eh und je; die Bewerbungsfrist für das Amt wurde auf
ein paar Wochen verkürzt, das Verfahren selbst radikal vorgezogen, obwohl noch
acht Monate bis zum Auslaufen der Amtszeit Kims Zeit gewesen wäre. Kein Wunder,
dass sich diesmal nicht ein einziger Gegenkandidat fand, der bereit gewesen
wäre, das Feigenblatt für das Auswahlmonopol der USA abzugeben.
Im Moment ist die Bank dabei, 75 Mrd. US-Dollar für ihre
Soft-loan-Filiale IDA zu sammeln, die besonders subventionierte Kredite an
Niedriglohnländer vergibt. Die Debatte über die eigentliche Kapitalerhöhung
steht für nächstes Jahr an. Kim begründet den zusätzlichen Finanzierungsbedarf
damit, dass immer neue Bedürfnisse an die Weltbank herangetragen werden.
Ironischerweise hat er in seiner ersten Amtszeit versucht, drastische
Kostensenkungen durchzusetzen, was ihm nur teilweise gelungen ist. Dafür ist der
Ärger unter den Bankbeschäftigten – durch die dauernden Umbesetzungen und auch
Entlassungen – derzeit so groß wie noch nie. Erst kürzlich hat die
Mitarbeitervereinigung der Bank ihrem Präsidenten eine Führungskrise attestiert
(>>> W&E 07-08/2016).
Die auf die Vetoposition der USA und das Stillhalten der anderen
Weltbank-Mitglieder gestützte Machtposition Kims focht das jedoch nicht an.
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