G20-Gipfel in Hangzhou: Neuer Anstrich der Globalisierung?
"Für eine innovative, starke, integrierte und inklusive Weltwirtschaft“
lautet das Gipfelmotto der chinesischen G20-Präsidentschaft. Keine schlechte
Losung in einer Zeit, in der die Globalisierung mehr und mehr unter Beschuss
gerät, diesmal vor allem von rechts (>>> W&E 07-08/2016). Auch das vor sich hin dümpelnde Wachstum der
Weltwirtschaft soll künftig vor allem „nachhaltig“ und „inklusiv“ gestaltet
werden, so pfeifen es unisono die Großen der G20 – von Obama über Theresa May
bis zum Gastgeber Xi Jinping – von den Dächern. Doch was heißt das? Die Financial Times hat zum Auftakt des
Gipfels zur drängendsten Priorität erklärt, „einen Weg zu finden, um die
Vorteile der Globalisierung einer zunehmend skeptischen Öffentlichkeit zu
verkaufen“.
Sprache ist verräterisch. Es geht gerade nicht um eine neue
Public-Relations-Anstrengung, in der etwas besser verkauft werden muss. Bislang
haben die neoliberalen Protagonisten der Globalisierung wesentliche Konsequenzen
einer regellosen und brachialen Liberalisierung verschwiegen (beispielsweise
dass die Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer vor allem die
unqualifizierten ArbeiterInnen in Industrieländern trifft) und wundern sich
jetzt, dass die Rechten (von Trump über die Brexiters und Le Pen) ihnen das nun
um die Ohren hauen. Zu einer wirklichen Kehrtwende auf dem G20-Gipfel würde
also zunächst einmal das Eingeständnis bisherigen Versagens gehören.
Doch die Zeichen, dass G20 zum Ausgangspunkt für ein neues
Management der Globalisierung werden könnte, stehen eher schlecht. Die
ursprünglich durchaus hoffnungsvollen Visionen der chinesischen Präsidentschaft
sind offensichtlich in den eigenen Krisentendenzen und inneren Problemen des
Landes stecken geblieben. Bis jetzt haben die G20 keinen Weg gefunden, auch nur
das konventionelle Wachstum zu beleben. Gerademal 3,1% lautet die derzeitige IWF-Prognose
für die Weltwirtschaft. Das Handelswachstum liegt mit 3% noch darunter. Und die
Bilanz der G20 bei der Einführung neuer protektionistischer Maßnahmen ist trotz
gegenteiliger Versprechungen verheerend.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen